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'Americans have no guts'
Die Politik der nuklearen Aufrüstung

"Oliver Stone's Untold History of the United States"

Deutsche TV-Fassung (10 Episoden zu je etwa 43 Min.)

Der Besitz der Atombombe transformierte die USA in eine vorher unbekannte Ebene der Inhumanität.
Die Grundsätze der Freiheit, auf welchen sich ihre geschichtliche Existenz aufbaute, opferte die Nation der kleinlichen Unterjochung eines Feindes, der sich in sehr weiter Ferne befand. Gerade Stalin verfolgte ja im Grunde nationalistische und keine imperialistischen Ziele.


    Der Zweite Weltkrieg
    Der kalte Krieg
    Die Atombombe
    Die Kubakrise
    Vietnam
    No peace, please! - Angriffe auf den Weltfrieden
    Die Annäherung ging von der Sowjetunion aus
    Hilfsmittel Fundamentalismus
    Resümee



Der Regisseur arbeitet in den ersten Folgen der Dokumentation den spezifischen Minderwertigkeits-Komplex der vom Scheitel bis zur Sohle Waffen-gespickten USA heraus, eigentlich gar nicht selber den Nationalsozialismus und das faschistische Japan besiegt, sondern diese titanische Arbeit dem Paria-Kommunismus der Sowjetunion überlassen zu haben.

Unmittelbar nachdem sich die Alliierten der Kräfte dieses Landes schamlos bedient hatten, schlug man sich auf die Seite einer monopolkapitalistischen Lobby der Waffenindustrie, die in jenem Land den idealen Feind zu erkennen wusste.

Die USA bediente sich bei der Niederwerfung der Sowjetunion zweier schmutziger Waffen: der atomaren Aufrüstung und der fundamentalistischen Religion.



Der Zweite Weltkrieg

1934 seien die Sowjets dem Völkerbund beigetreten, um die Westmächte gegen Hitler und Mussolini zu mobilisieren (Deutschland und Japan waren dagegen 1933 ausgetreten).

Japan und Hitler-Deutschland hätten ihre Strategien nie miteinander abgestimmt, obwohl sie die Sowjetunion dann vielleicht besiegt hätten, behauptet Stone.


Erst als Hitlers Wehrmacht die USSR schon halb überrannt hatte, ließ sich Churchill auf die ersten Verhandlungen mit der sowjetischen Führung ein. Stalin erbat die Errichtung einer zweiten Front in Europa, diese wurde aber erst von Roosevelt versprochen, als Hitler schon vor Moskau stand.

Roosevelt verlangte bei den Verhandlungen über den Kriegseintritt der USA von Churchill die Aufgabe des britischen Kolonialreiches - etwa mit dem Hintergedanken, einen amerikanischen Kolonialismus in dem von England hinterlassenen Vakuum zu installieren?


Statt auf die Hilfe aus dem Westen zu warten, verlagerte Stalin große Bevölkerungsteile in neu geschaffene Industrieregionen in Sibirien; hier besorgten oft die Frauen und Kinder die erforderliche Waffenproduktion, während die Männer an der Front verheizt werden mussten.

Erst im Sommer 1943 landeten britische und amerikanische Truppen in Sizilien; immerhin versprach Roosevelt auf der Konferenz von Teheran Stalin die zweite Front für den folgenden Sommer (1944). Die Invasion der Alliierten zuerst an der französischen Atlantik-Küste, dann an der französischen Riviera erfolgte also so spät, dass der Krieg schon fast zu Ende war.

Angesichts dieses Szenarios kann man tatsächlich zu dem Verdacht gelangen, dass die alliierten Angelsachsen in Wirklichkeit den Sieg der Nazi-Armeen in der Sowjetunion erwartet oder herbeigewünscht haben. Dieses Szenario erklärt auch die bis heute unter Großrussen gültige Parole, dass alle Nicht-Russen Nazis seien.



Der kalte Krieg

Die Briten schürten nach dem Weltkrieg Konflikte in Griechenland und im Iran gegen einen zunehmenden Einfluss der Sowjetunion und des Kommunismus; sie konnten sich ein militärisches Engagement aber finanziell nicht länger leisten. Deshalb hätten sie die Rolle des Weltpolizisten nolens volens an die USA übergeben.

Die USA habe dann den Wiederaufbau Deutschlands mit Hilfe des Marshall-Planes als Waffe gegen die USSR betrieben.

Auch verdeckte CIA-Aktionen gefährdeten den Nachkriegs-Frieden. CIA-gesteuerte ukrainische Guerilla unter dem Codewort 'Nachtigall' seien von Nazi-Kriegsverbrechern unterwandert gewesen; der ehem. Schreibtischtäter in Hitlers Generalstab Reinhard Gehlen lieferte der CIA die gewünschten Schreckensbilder des Sowjet-Kommunismus.


Ich würde der Prämisse Oliver Stones auf jeden Fall beipflichten, dass die USSR in den Vierziger und Fünfziger Jahren eine friedliche Koexistenz mit dem formell alliierten Westen angestrebt hat, um endlich in den Genuss des von ihr erreichten Siegfriedens zu gelangen und die Bedingungen des alltägliche Leben zu erleichtern. Das muss man vor dem Hintergrund begreifen, dass Russland und die Ukraine nicht nur ein paar Jahre Krieg erlebt haben wie der alliierte Westen, sondern infolge Revolutionen und Bürgerkrieg einen 30 - 40 Jahre anhaltenden Dauerkrieg; außerdem waren sie der von den Deutschen am schlimmsten heimgesuchte Kriegsschauplatz.

Allerdings hat die USSR sich gerade wegen dieser Erfahrung einer Sicherheitspolitik bedient, die auf Kosten anderer Länder ging, die dem russischen Kernland bis heute als Puffer dienen sollen.


Doch der Kalte Krieg beruhte auf der harten Haltung der USA gegenüber der USSR in Fragen der Annäherung und Abrüstung; erst als Reaktion darauf habe der Ostblock den Eisernen Vorhang dicht gemacht.

Und dieser Kalte Krieg gegen den "kommunistischen Ostblock" bestand zu einem großen Teil in der inhumanen Drohung der USA mit Atomwaffen, wenn er auch in der Öffentlichkeit eher als eine Reihe von Stellvertreter-Kriegen wahrgenommen wurde.



Die Atombombe

Nur durch Schiebung sei der progressiv-liberale und beliebte amerikanische Vizepräsident Henry A. Wallace, ein Gegner der Atombombe, auf einem demokratischen Parteitag nicht wiedergewählt worden, sondern statt dessen der unbedarfte Harry Truman, der dann wenige Monate später nach dem Tod des schon lange kränkelnden Roosevelts Präsident wurde (im April 1945).

Truman habe die Strategie des Atombomben-Einsatzes verfolgt, beraten von Jimmy Byrnes als Militär-Fachmann. Und Truman habe durch sein verbales Verhalten bewusst das alliierte Bündnis mit der Sowjetunion aufgekündigt.


Der amerikanische Glaubenssatz, dass der Einsatz der Atombombe den Krieg beendet habe, wird von dem Regisseur Stone in Frage gestellt. In Wirklichkeit veranlasste die anrückende und siegreiche sowjetische Armee Japan zur Kapitulation. Dort fürchtete man die Besetzung durch kommunistische Truppen mehr als die Zerstörungen des amerikanischen Bombardements - Oliver Stone behauptet, sogar mehr als das Bombardement mit Atombomben.

Harry Truman sah in der Atombombe vor allem ein Druckmittel gegen die Sowjetunion, ihr Einsatz gegen japanische Städte wäre dann also auch als Drohung gegen Stalin zu verstehen gewesen.

Unter seiner Regierung breitete sich der McCarthyismus aus, ein Antikommunismus, der allerdings konkret von der Aggression des kommunistischen Nord-Korea geschürt wurde.

Unter Trumans Regierung behielten Hardliner der US Army großen Einfluss, die nukleare Präventivschläge ähnlich wie Flächenbombardements als militärisches Programm befürworteten. Als Beispiele werden der Verteidigungsminister James Forrestal und der Luftwaffen-Chef Curtis LeMay recht unvorteilhaft portraitiert.

Es gab und gibt eine enge Verzahnung der amerikanischen Auto- und damit Rüstungsindustrie mit der amerikanischen Politik. Charles Erwin Wilson, der Chef von General Motors, der unter Eisenhower Verteidigungsminister wurde, habe sich damals für eine permanente Kriegswirtschaft eingesetzt; der Gegner konnte nur die Sowjetunion sein.
Henry A. Wallace, der als Wirtschaftsminister eine Annäherung an die Sowjetunion gefordert hatte, wurde von Truman zum Rücktritt gezwungen.

Nach Gründung der NATO 1949 bauten auch die Russen ihre Atombombe.



1953 wurde General Dwight D. Eisenhower amerikanischer Präsident (bis Anfang 1961).

Er sei eigentlich gegen den Atombombenabwurf über Japan gewesen und habe den Korea-Krieg für sinnlos gehalten; der Außenminister John Foster Dulles habe aber die zunächst moderate Haltung Eisenhowers hintertrieben.

Am Ende seiner Amtszeit war Eisenhower der Präsident am Roten Knopf von 22000 Atomwaffen; sogar rangniedrigere Militärs erhielten von ihm dementsprechende Befugnisse.

In den 50er Jahren machten die Verteidigungsausgaben der USA 50 % des Haushaltes aus. Um dieses ruinöse Budget zu entlasten, habe Eisenhower auf Atomwaffen gesetzt.

Eisenhower und Dulles drohten nicht nur im Korea-Krieg mit taktischen Atomwaffen, sie wollten sie auch in Dien Bien Phu (Einnahme durch die Nordvietnamesen am 7. Mai 1954) einsetzen, aber zum Glück lehnten die Franzosen ab.


Dwight D. Eisenhower oder "Ike" wird im Allgemeinen als geläuterter Kriegsheld des Zweiten Weltkriegs dargestellt, der die Menschheit vor der Macht des 'Militärisch-Industriellen Komplexes' gewarnt habe. Nach der Darstellung Oliver Stones war der biedere "Ike" aber selbst der Vater dieser Rüstungs-Lobby und der nuklearen Aufrüstung.

John F. Kennedys neuer Verteidigungsminister Robert McNamara, Präsident der Ford Motor Company, war entsetzt von der paranoiden Nuklear-Strategie der Eisenhower-Zeit, obwohl sich das nukleare Kräfteverhältnis im Verhältnis zur USSR immerhin auf 10 : 1 belief. Der Air Force Chef Curtis LeMay habe einen Atomkrieg befürwortet, da dieser wahrscheinlich nur noch zum damaligen Zeitpunkt von den USA hätte gewonnen werden können.

Auch während der Präsidentschaft John F. Kennedys herrschte weiterhin Atomkriegs-Hysterie; Kennedy ließ öffentliche und private Atombunker bauen und die Zahl der Marschflugkörper erhöhen.



Die Kubakrise

Die sowjetischen Atomwaffen auf Kuba waren natürlich chancenlos gegen die nukleare Übermacht der USA und wären daher völlig ungeeignet für einen Angriffskrieg gewesen.

Die Kuba-Krise wurde von mehreren militärischen Falschmeldungen beider Seiten über atomare Angriffe begleitet. Außerdem war die amerikanische taktische Luftwaffe eigenmächtig (von Thomas Power) in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, so dass sich nuklear bestückte Flugzeuge ständig in der Luft befanden.

Die Air Force griff außerdem ein sowjetisches U-Boot vor Kuba an, das ohne Wissen der Amerikaner ebenfalls mit Atomwaffen bestückt war.

Hunderttausende von Soldaten wurden in Florida zwecks Invasion Kubas mobilisert; dabei war den Amerikanern aber nicht bekannt, dass auch die Kubaner selbst mit 100 atomaren Bodenwaffen ausgerüstet waren.

Robert Kennedy teilte dem sowjetischen Botschafter mit, der amerikanische Angriff stehe unmittelbar bevor, wenn die Atomwaffen auf Kuba nicht abgezogen würden.


Erst nach der Kuba-Krise sei eine forcierte nukleare Aufrüstung der USSR parallel zur Entmachtung Chruschtschows erfolgt; dieser habe seine Memoiren aus dem Land schmuggeln lassen müssen.



Vietnam

I don't give a damn about Uncle Sam
[Parole der amerikanischen Vietnamkriegs-Gegner]

Im Juni 1950 erfolgte ein Angriff N-Koreas auf S-Korea, was zur historisch ersten UNO-Intervention mit Hilfe der Militärmacht der USA führte. Die Amerikaner erlitten am Yalu-Grenzfluss von Nordkorea gegen Truppen aus China eine schwere Niederlage; daraufhin überzogen sie Nordkorea mit einem Bombenkrieg, der 10 % der Bevölkerung das Leben kostete.

Die USA übernahmen auch 80 % der französischen Kriegskosten in Vietnam, um es nicht zu einem kommunistischen Domino-Effekt kommen zu lassen. Der südvietnamesische Diktator Diem verhinderte die im Waffenstillstandsabkommen nach dem Fall von Dien Bien Phu vereinbarten freien Wahlen, die die Kommunisten an die Macht gebracht hätten.

Unter John F. Kennedy war es noch einmal zu einer Verzwanzigfachung der amerikanischen Berater-Präsenz in Vietnam gekommen. Doch kurz vor seiner Ermordung habe er in einem Memorandum die Aufgabe des amerikanischen Engagements in Vietnam gefordert.

Unmittelbar nach Kennedys Ermordung habe der Vize Lyndon B. Johnson dessen Memorandum zum Vietnam-Engagement widerrufen. Nach einem angeblichen Nervenzusammenbruch McNamaras wurde dieser an die Spitze der Weltbank versetzt; offenbar hatte auch der Verteidigungsminister die hemmungslose Bombardierung Vietnams beenden wollen.

Da Johnsons Vietnam-Intervention letztlich scheiterte, wurde wieder ein Republikaner gewählt - Richard Nixon, der allerdings die Politik der Stärke in Vietnam weiterverfolgte.

Die inneramerikanischen Proteste und Friedensmärsche verhinderten möglicherweise, dass Nixon tatsächlich Atomwaffen einsetzte, wie er es den Vietnamesen dutzendfach angedroht hatte.


Einem zweiten Wahlsieg Nixons 1972 mit überwältigender Mehrheit gegenüber dem Vietnamkriegs-Gegner George McGovern folgte indessen ein zwölftägiges Weihnachts-Bombardement Vietnams. - Auf Grund der großen internationalen Entrüstung darüber wurde wenig später das Friedensabkommen von Paris geschlossen mit dem Versprechen einer kleinen Entschädigungszahlung an Nordvietnam, die nie erfolgte; Kissinger nahm dafür den Friedensnobelpreis entgegen.

Nun trat Nixons Plan B in Kraft, die Südvietnamesen den Krieg der USA alleine führen zu lassen.

Die Genugtuung der Weltmacht blieb die vollständige Zerstörung eines Landes.



No peace, please! - Angriffe auf den Weltfrieden

Das Ende Nixons und der US-Präsenz in Vietnam wurde als Sieg empfunden. Doch der Bellizismus Amerikas war nicht besiegt und wurde zunächst auf dem amerikanischen Kontinent mit unverminderter Härte weitergeführt.

Nach einem kurzen Zwischenspiel von Nixons Vize Gerald Ford mit seinem Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wurde der Demokrat Jimmy Carter Präsident.
Allerdings wurde dieser ein wenig von Zbigniew Brzezinski gegängelt, der weiterhin eine gezielt anti-russische Politik verfolgte; Brzezinski drängte auch auf Interventionen in Nicaragua und El Salvador.

Nach dem Einmarsch der Sowjet-Armee in Afghanistan, der möglicherweise von CIA-finanzierten islamistischen Fundamentalisten provoziert wurde, konnte Carter die Verhandlungen zur nuklearen Abrüstung abbrechen und wieder aufrüsten - auch mit Marschflugkörpern.

1980 - 85 erfolgte durch Reagan eine weitere Erhöhung der Verteidigungsausgaben um 35 %. Dadurch wurde die USA vom Gläubiger zum Schuldner der Welt. Zur gleichen Zeit wurden Atomwaffen auch in Europa und Deutschland (Pershing) stationiert.


Die Annäherungs- und Abrüstungs-Politik Gorbatschows scheint den Bellizismus der Amerikaner sogar noch beflügelt zu haben, wie der erste Irak-Krieg, der Krieg des George H. W. Bush Sr., zeigte.

Selbst unter Clinton erfolgten starke Erhöhungen der Verteidigungsausgaben.

Der militärisch-industrielle Komplex wurde also nach dem Tod Kennedys von allen amerikanischen Präsidenten - gleichgültig, ob Demokrat oder Republikaner - gepflegt.

Vielleicht war man der Überzeugung, dass er nach der 'trickle-down - Theorie' zum Wohlstand des Landes beitragen werde. Das bedeutet nichts anderes, als dass sich viele US-Amerikaner eines Reichtums auf Kosten von Vietnamesen und Irakern und der unzähligen anderen Kriegsopfer erfreuen wollten.

George W. Bush gelangte über die skandalöseste Präsidentschafts-Wahl in der Geschichte der USA an die Macht und brach scheinbar aus reinem Renommier-Gehabe, tatsächlich aber wohl, um der militärisch-industriellen Fraktion bis in alle Ewigkeit Aufträge zu sichern, einen zweiten Irak-Krieg vom Zaum, der vorerst nur 8 Jahre währte, dessen Kosten sich aber statt auf die geplanten 50 - 60 Mrd. $ bis jetzt auf 700 Mrd. $ Direktkosten und 3 Billionen $ Gesamtkosten summiert haben sollen.

Auch in der Obama-Administration sitzt noch ein Mitglied des Bush Jr. - Kabinetts, ausgerechnet der Verteidigungsminister (Robert Gates), der am Ende die alte Militärpolitik in die Zukunft retten soll.
Die Kriegführung präferiert nun allerdings bewaffnete Drohnen, aber zweifellos könnten auch diese mit Atomwaffen bestückt werden.
Vielleicht werden die US-Amerikaner in einigen Jahren ein Volk sein, das von Cyborg-Sesseln aus mit Hilfe von Fernlenk-Waffen Jagd auf die exotischsten Terroristen machen kann.


Laut Oliver Stone werden 1,2 Billionen Dollar oder gut ein Drittel des US-Haushalts für Militär und Geheimdienste ausgegeben. - Die Versorgung des Landes mit militärischer Ausrüstung ist so reichlich, dass sich sogar die Polizei kostenlos an ihr bedienen kann und zunehmend paramilitarisiert wird.

Fast vier Fünftel des weltweiten Waffenhandels sei in us-amerikanischer Hand.

Die USA hat es geschafft, in drei von vier der UN-Mitgliedsländer militärisch präsent zu sein.


Die beiden Weltkriege haben gezeigt, dass militärische Aufrüstung nach wilhelminischem und nationalsozialistischem Vorbild der Durchsetzung politischer, territorialer und wirtschaftlicher Ziele dienen sollte.

Die dafür notwendige Stärke scheint aber nur dann erreichbar zu sein, wenn der Wohlstand eines Landes bereits so groß ist, dass die Unterhaltung eines riesigen militärisch-industriellen Komplexes keine besondere Belastung mehr darstellt. - In dieser Lage, in der sich die USA im 20. Jh. befand, wären aber eigentlich gar keine Kriegsziele mehr anzustreben! Die oben angegebenen Zahlen legen jedoch nahe, dass die USA ein Interesse an weltweit schwelenden Konflikten hat, da sie ihr zu Rüstungsaufträgen verhelfen.



Die Annäherung ging von der Sowjetunion aus

Oliver Stone vertritt in seiner Dokumentation einen provozierend pro-sowjetischen Standpunkt: die Sowjets waren in seinen Augen die Guten und die US-Amerikaner die Bösen. Dieses Blockdenken liefert allerdings einem Konservativismus weitere Nahrung, dessen Weltsicht weitgehend auf der Vorstellung von sich bekämpfenden oder miteinander konkurrierenden Nationen, Kulturen, Wirtschaftssystemen und Machtzentren beruht.


Irgendwann merkten die beiden Großmächte, dass der Besitz der Bombe sie zu einem immerwährenden Ärgernis machte; sie begannen Verhandlungen über eine nukleare Abrüstung. Aber offenbar konnten sich ihre Karikaturen-artigen Führer nicht gegen die Dynamik eines ihre Gesellschaften dominierenden militärisch-industriellen Komplexes durchsetzen.

Erstaunlich ist, dass der Vernichter Indochinas Richard Nixon sich mit China verständigte und die SALT 1 - Verhandlungen zur nuklearen Abrüstung begann.

Im März 1984 kam Michail Gorbatschow an die Macht, während gleichzeitig Ronald Reagan durch Aufrüstung den Kalten Krieg verschärfte.
Gorbatschow wollte das sowjetische Verteidigungs-Budget, das sich auf 25 % des Haushaltes belief, reduzieren, um den Lebensstandard im Lande zu verbessern.
Einige Treffen mit Reagan kamen zustande, doch Richard Perle und seine Freunde erkannten den Zusammenhang, dass Abrüstung die Sowjet-Wirtschaft stärken würde. Reagan sollte daher lieber seine Star Wars - Phantasien der 'Strategic Defense Initiative (SDI)' verfolgen, die laut Oliver Stone mehr als 100 Mrd. $ gekostet haben (- und doch irgendwann ruhen gelassen wurden).

Immerhin kam es zu einem nuklearen Abrüstungsvertrag mit Gorbatschow, der aber nur eine bestimmte Atomwaffen-Gattung betraf, mit der die USSR besonders gut ausgestattet war (INF-Vertrag).

Michail Gorbatschow und George H. W. Bush vereinbarten die Wiedervereinigung Deutschlands. Bedingung war: keine Osterweiterung der NATO (- woran sich der Westen natürlich nicht halten sollte -) !

Die Unterzeichnung des START 1 - Abkommens zur nuklearen Abrüstung 1991 durch Gorbatschow ging dem Kollaps des Sowjet-Systems voraus.


Russland rückte unter Boris Jelzin ins neoliberale Lager; die Lebenserwartung soll dadurch um gut 10 % gefallen sein.

Jelzins designierter Nachfolger Wladimir Putin gestaltete eine groteske, zugleich zaristische und stalinistische Außenpolitik militärischer Interventionen, die eine russophile Interessensphäre um jeden Preis erhalten sollte, aber eher zu noch unberechenbareren Reaktionen der Russophobie führte als es die Politik der Sowjets je geschafft hatte. Putins Politik hat vor allem im Kaukasus, auf dem Balkan und in Syrien zu verheerenden Ergebnissen geführt.

Man könnte zur Auffassung gelangen, dass Putin unter einem Stress-bedingten Komplex leidet - der übermächtigen us-amerikanischen Militärmacht irgendetwas entgegensetzen zu müssen!



Hilfsmittel Fundamentalismus

Einer der ersten großen Sündenfälle schmutziger Kriegführung der USA war, dass sie im gerade unabhängig gewordenen Kongo 1960 auf Betreiben "Ike" Eisenhowers den ebenso fundamentalistischen wie fanatischen (sprich: unersättlichen) Anbeter des Mammons Joseph Mobutu installierte. Ich kann mich erinnern, dass irgendwo Informationen verbreitet wurden, die Anhänger seines Gegenspielers Lumumba hätten weiße Frauen (wohl Belgierinnen) vergewaltigt. Das wird für "Ike" den Ausschlag gegeben haben zu einer Zeit, als Schwarze in den USA nicht einmal das Recht hatten, einen Sitzplatz in öffentlichen Verkehrsmitteln einzunehmen.


Die mit sehr großer Mehrheit erfolgte Wiederwahl von zwei Präsidenten, die ungerechte Kriege führten (Nixon, Bush Jr.), zeigt, dass die Bewohner der USA fundamentalistische Militaristen sind. Aus diesem Fundamentalismus entwickelte sich das Dick Cheney - Konzept eines ewigen Krieges gegen Nicht-Amerika.

Offenbar hielten amerikanische Geo-Strategen pseudo-religiösen Fundamentalismus, dem sie womöglich selber anhingen, für die geeignete Strategie zur Bekämpfung des kommunistischen Weltbildes.

Schon 1953 unterstützte die CIA extremistische Fundamentalisten im Iran, um Mossadegh zu stürzen; aus diesem politischen Keimling entstand später der islamistische Staat Khomeinis.

Carter unterhielt angeblich freundschaftliche Beziehungen zum Schah, der von der islamistischen Revolution verjagt worden war. Unterdessen unterstützte sein Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski Fundamentalisten in Afghanistan, damit die Sowjets dort einmarschieren und ein zweites Vietnam erleben sollten.

Unter Reagan wurde William Casey Chef der CIA, der angeblich ein bigotter Marienverehrer gewesen ist, gleichzeitig aber ein Kriegstreiber, der vom Anfang seiner Dienstzeit an und bis zu seinem Tode gegen die amerikanische Verfassung verstieß. Die CIA war unter seinem Regiment (1981 - 1987) so fundamentalistisch anti-kommunistisch ausgerichtet, dass sie den Kollaps der USSR gar nicht wahrhaben wollte.

Ihr neuer Arbeitsschwerpunkt wurde die Aufstandsbekämpfung, der beispielsweise in Guatemala mit Hilfe des ebenfalls bekennenden christlichen Fundamentalisten Ríos Montt 100000 Maya zum Opfer fielen.

Über den pakistanischen Diktator Zia ul-Haq finanzierte die CIA den gleichfalls sadistisch eingestellten Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatyar, der heute für die Taliban arbeitet. Islamistische Fundamentalisten wie Hekmatyar und Osama bin Laden waren offenbar integrale Komponenten des militärisch-industriellen Komplexes der USA und gehörten zu den Export-Schlagern seines Programms.

Im Mai 1988 befahl Gorbatschow den Abzug aus Afghanistan. - Es waren zeitweise bis zu 20000 Araber im Land gewesen; die islamistische Indoktrination der antikommunistischen Kämpfer in Pakistan erfolgte teilweise mit von der CIA gedruckten Büchern.

1 Mio. Afghanen wurden getötet, 3 Mio. (ein Drittel der Bevölkerung) flohen ins Ausland.


George W. Bush Jr. machte es nach dem Rowdy-Kodex völlig richtig: gekränkt durch den 9/11-Anschlag griff er einfach Fundamentalisten in Afghanistan an, die jahrelang die besten Freunde der USA gewesen waren. Immerhin hatte sich Bush's Clique in der "Heritage Foundation" und mit dem "Project for the New American Century" nun selber einen christlich-nationalistischen Fundamentalismus zurechtgezimmert.



Resümee

Trotz einer durchaus schlüssigen historischen Darstellung ist Oliver Stone's Dokumentation meines Erachtens nicht objektiv genug, um die Publikums-Erwartungen einer weiteren Verschwörungs-Theorie nicht allzu billig zu erfüllen.

Für meinen Geschmack bedient sich Oliver Stone oft auch einer zu übertrieben suggestiv geschnittenen Bildführung, die scharf am Genre des Propaganda-Films entlangschrammelt.


Der Fehler von Stones Konzept liegt darin, dass die Menschheit wirklich allen Grund hatte, sich vor dem sowjetrussischen System Stalins zu fürchten.
Die Amerikaner hielten sich für Demokraten, die durch eine kommunistische Diktatur bedroht wurden.

Ein liberalerer und weniger kleinbürgerlich-militaristischer Westen nach dem Vorbild eines Henry A. Wallace hätte dem Stalinismus aber durch Verhandlungen die Grundlage entziehen können und die übrige Welt vor Schlimmerem bewahrt.


Die die Politik bestimmende amerikanische Bourgeoisie verhielt sich gegenüber dem stalinistischen Russland nicht fair, das die Drecksarbeit des Zweiten Weltkrieges hatte verrichten müssen. Die Bolschewisten hatten sich aber auch nicht fair gegenüber der Adelsbourgeoisie Russlands und anderen Leuten verhalten.

Die amerikanische Kriegführung und Politik der Zerstörung eines halbes Dutzends von Ländern mit Hilfe von Flächenbombardements, Nuklearwaffen und 'Agent Orange' im Verlauf des 20. Jahrhunderts war unmenschlich und alles andere als heldenhaft. Die militärische Bedrohung durch die USA hatte wahrscheinlich auch das Ziel, andere Staaten und Welt-Regionen wirtschaftlich zu schädigen und zu ruinieren.

Hunderte von Millionen Menschen wurden durch das Streben der USA nach Weltherrschaft in ihrer individuellen und ökonomischen Lebensführung behindert, daher ist die hier angeregte Sichtweise "von der anderen Seite aus" sicher berechtigt und lobenswert.


Doch die andere Weltmacht hat noch früher als die USA die Armee als erfolgreichstes Mittel zur Durchsetzung der Ziele von Machteliten erkannt. Militärische Stärke ist auch im Nachfolge-Staat der USSR das konstituierende Element der Gesellschaft geblieben.
Und der neue Militärherrscher Putin steht für ein imperiales "Neu-Russland" auch jenseits der existierenden Grenzen - im Kaukasus, in der Ukraine und vielleicht demnächst auch in unserer Nachbarschaft. Die häufigen und ziemlich effektiven militärischen und paramilitärischen russischen Einsätze im nahen Ausland scheinen geradezu als Waffenschau eines an Waffenexporten ebenso wie die USA interessierten Landes gedacht zu sein.

Dass sich Russland eine solche Politik leisten kann, ohne militärische Interventionen der internationalen Staatenwelt fürchten zu müssen, liegt vor allem daran, dass von seiner Junta nicht nur die Drohung der totalen Unterdrückung seiner Nachbarn ausgeht, sondern auch die Drohung des Einsatzes nuklearer Waffen.



©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 6.9.2014





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