Touristen-Ziel St-Tropez (hahahaha)
"Von St. Tropez erwarte ich nicht viel Gutes. Um so überraschter bin ich, eine normale Kleinstadt vorzufinden."
Daniel Dubbe
In der Tat kann auch so etwas wie Normalität zur Attraktion werden.
Und es muss eine unbestimmte Sehnsucht nach der vorindustriellen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts geben. Was sonst sollte betuchte Touristen in einen Fischerort mit engen Staßen mit Häusern mit schiefen Wänden locken.
In diesem Zusammenhang gibt es eine lustige Anekdote: 1971 soll Mick Jagger, der von vielen ja als die Verkörperung des modernen Menschen bejubelt wird, sich bei einem hiesigen Pfarrer zu einem mehrwöchigen Kurs in katholischer Religion verpflichtet haben, um in St. Tropez die kirchliche Trauung eingehen zu können. Die ganze Bianca-Affäre könnte allerdings auch eine Public Relations - Aktion gewesen sein, um trotz mieser Musik und harter Drogen weiterhin Geld in der Musikindustrie zu scheffeln.
St. Tropez besitzt wegen seiner exponierten Lage eine enge Beziehung zum Meer. Der beste Beweis hierfür ist der direkt am Ufer gelegene Friedhof.
Sein Wahrzeichen ist ein gelber Kirchturm, der die Schiffer in den Hafen leitet.
Es war früher sicher in erster Linie Fischerhafen, besaß aber oberhalb des Dorfes auch eine Zitadelle als Schutz gegen die Angreifer vom Meer.
Eine ähnliche Funktion wie der gelbe Kirchturm haben ein Schloss-artiges Gebäude und so etwas wie ein Leuchtturm auf der Halbinsel, die man im Hintergrund links sieht ('Cap de St. Tropez'). Deutlicher zu erkennen sind sie vom Landesinneren aus.
Die Halbinsel von St. Tropez hat sich als ausgedehntes, unverbautes Hinterland mit großzügigen Grundstücken erhalten. Das geschah sicher, indem ehemalige Bauerngüter von den oberen Zehntausend aufgekauft und dezent umfunktioniert wurden.
Dagegen sind an der Bucht von St. Tropez in neuerer Zeit einige touristische Scheußlichkeiten (Bootsanleger, Hotelanlagen und vor allem Port Grimaud) entwickelt wurden.
Port Grimaud wurde von Architekten als ein Komplex von Ferienhäusern und Wohnungen im Stile eines authentischen Fischer-und Freibeuter-Nestes mit Bootsanlegeplatz für jede Wohneinheit geplant und gebaut. - Daran wäre nichts auszusetzen, wenn die Anlage nicht an der schönsten und ökologisch wertvollsten Stelle der Bucht von St. Tropez läge (der Giscle-Mündung), und - wenn sie frei zugänglich wäre !
Tatsächlich werden alle Zugänge nach Port Grimaud von Schrankenanlagen mit Wärterhäuschen, Videoanlagen und Sicherheitspersonal kontrolliert, um eine exklusive Umgebung für zahlungsfähige Konsumenten zu schaffen.
Übrigens wurden auch von den anderen Dorfgemeinden (teilweise kleine Bergdörfer wie Grimaud) an der Küste Tourismus- und Wassersport-Anlagen ausgeführt.
Auch die Grundstücke auf der Halbinsel von St. Tropez sind so beschaffen, dass sie möglichst bis unmittelbar an den Strand reichen. Die Gemeinde verteilt zwar Wanderkarten eines 'sentier du littoral', der aber so sehr von Privatgrundstücken eingezwängt ist und daher über derartig ungeeignetes und verwahrlostes Gelände führt, dass er weder von jüngeren noch von älteren Semestern benutzt werden kann.
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