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50 Jahre Kennedy-Attentat

Historiker neigen dazu, das Weltgeschehen an banale Ereignisse zu knüpfen, die von einer irrelevanten Minderheit, den Regierenden, veranlasst wurden.


    Kuba-Krise
    Vietnam
    Das Attentat
    Ein Medienereignis
    Täterprofil
    Untersuchung der Täterschaft
    Verschwörungstheorien
    Politischer Hintergrund
    Quellenangaben



Anfang 1961 folgte der Demokrat John F. Kennedy nach einem ziemlich knappen Wahlergebnis auf den Republikaner Dwight D. Eisenhower. Beide galten als Verkörperungen des "guten Amerikaners", beide mussten sich aber mit der Abwehr eines unaufhaltsam vordringenden Weltkommunismus befassen.

Kaum hatte Kennedy sein Amt angetreten, begann man in der "sozialistischen DDR" mit dem Bau der Mauer.



Kuba-Krise

Illegale U2-Flüge über der Sowjetunion und über China zur Luftaufklärung mit einigen Abschüssen führten im September 1962 dazu, dass John F. Kennedy sie in Kuba verbot - gerade zu einem Zeitpunkt, als sowjetische Schiffe mit 99 atomaren Sprengköpfen dort landeten!

"Jeder einzelne Kopf hatte eine Sprengkraft, die siebzig Mal größer war als die der Bombe, die Harry Truman über Hiroshima hatte abwerfen lassen." [Weiner 2012]

Die neue Kennedy-Regierung stand vor dem akuten Problem, wie man diese Bedrohung vor der eigenen Haustür ohne Kollateralschäden wieder loswerden könne. Die Verführung zur Anordnung eines Blitzkrieges oder Erstschlages zur Beseitigung der atomaren Gefahr scheint für den Präsidenten groß gewesen zu sein.

Zum politischen Erfolg führte dann die totale Seeblockade Kubas unter Androhung eines Angriffs am 24.10.1962, während die Abschussrampen schon errichtet wurden [Weiner 2012].


Letzten Endes war das Überleben der Menschheit aber dem Einlenken Chruschtschows am 26. Oktober zu verdanken:
"An diesem Abend traf eine wortreiche Botschaft aus Moskau im Weißen Haus ein. Übertragung und Empfang des Telegramms dauerten mehr als sechs Stunden, und erst um 21 Uhr war der ganze Text da. Es war ein persönliches Schreiben von Nikita Chruschtschow, in dem er gegen "die Katastrophe eines thermonuklearen Krieges" wetterte und .. einen Ausweg vorschlug. Falls die Amerikaner das Versprechen abgäben, von einer Invasion Kubas abzusehen, würden die Sowjets die Raketen abziehen." [Weiner 2012]

In einer Unterredung Robert Kennedys mit dem sowjetischen Botschaftern akzeptierte man Chruschtschows Vorschlag unter der Bedingung, dass von dem Handel in der Weltöffentlichkeit nichts bekannt werden solle.



Vietnam

Weil Kennedy "nicht gewillt [war], amerikanische Kampftruppen in den Dschungel zu schicken", veranlasste er eine starke Einflussnahme der CIA in Vietnam und Laos:
1. durch das von CIA-Beratern erarbeitete Konzept strategischer Wehrdörfer in Südvietnam;
2. durch die Instrumentalisierung isolierter Bergstämme in Laos als die Guerilla des Westens.
[Weiner 2012]


Tim Weiner räumt dem Zusammenhang viel Raum ein, dass die Ermordung des südvietnamesischen Diktators Ngo Dinh Diem am 1.11.1963 durch sein eigenes Militär mit dem indirekten Einverständnis Kennedys geschah; doch wenige Tage später wurde dieser selbst ermordet.

Das Kennedy-Attentat traf den Auslandsgeheimdienst CIA natürlich vollkommen unvorbereitet.

Lyndon B. Johnson, der Stellvertreter und Nachfolger des erschossenen Präsidenten sah sich unmittelbar von einer Eskalation militanter kommunistischen Aktivitäten bedroht. Vor diesem Hintergrund im Zusammenhang mit den Vorgängen in Kuba muss man auch die Bereitschaft Johnsons zu einem militärischen Engagement in Vietnam sehen.

Die schlimmste Konsequenz des Verbrechens wurde dadurch der Tod von Millionen Vietnamesen. Diese völlig unangemessene Tat wird infolgedessen häufig mit einem rechtsradikalen militaristischen Komplott in Verbindung gebracht.



Das Attentat

Die tödlichen Schüsse auf John F. Kennedy wurden am 22. November 1963 um 12 Uhr 30 in Dallas, Texas vom 5. Stock eines Schulbuchlagers aus abgegeben bei der angekündigten Vorbeifahrt des Präsidentenkonvois.

Der erste Schuss durchschlug Kennedys Hals und die Brust Gouverneur Connallys, ein zweiter Schuss traf Kennedys Kopf.

Der Attentäter Lee Harvey Oswald hatte in dem Tatgebäude seit dem 15. Oktober 1963 gejobbt und wurde wenige Minuten nach seiner Tat von der Polizei in der Kantine angetroffen, als Angestellter aber nach Hause geschickt. [Wikipedia 20.11.2013]

Erst später wurde eine Personenbeschreibung ausgegeben, auf Grund derer Oswald in der Nähe seiner Wohnung von einem Polizisten angehalten wurde; letzterer wurde von Oswald sofort erschossen.

Am mutmaßlichen Ort des Attentates im 5. Stock des Schulbuchlagers fand man die Tatwaffe mit einem Handabdruck Oswalds sowie drei leere Patronenhülsen.

Es entstanden Zweifel an der alleinigen Täterschaft Lee Harvey Oswalds infolge der geradezu magischen Effektivität eines einzigen Schusses, der zu sieben Verletzungen an Kennedy und Connally geführt haben soll.
Doch ebenso unwahrscheinlich ist, dass mehrere Täter aus mehreren Richtungen nahezu gleichzeitig abgedrückt haben sollten.

Gemäß des Warren-Reportes habe es "keines Meisterschützen bedurft, um innerhalb von 4,8 bis maximal 7 Sekunden drei Schüsse durch eine Baumgruppe hindurch auf ein fahrendes Ziel abzugeben" [Wikipedia 20.11.2013].

Zwei Tage später wurde Oswald seinerseits bei Überstellung in das Bezirksgefängnis von Dallas von einem gewissen Jack Ruby erschossen, ein Vorgang, der stark an Vertuschungsaktionen im kriminellen und Geheimdienst-Milieu erinnerte.



Ein Medienereignis

Vielleicht hatte John F. Kennedy seinen Wahlsieg dem neuen Medium Fernsehen zu verdanken; doch ebenso effektiv wurde dann seine eigene Ermordung zu einem der ersten globalen Medien-Ereignisse.

Ich selber habe die Live-Bilder von seinem Tod und von der Ermordung des Attentäters durch Jack Ruby als prägendes Kindheitserlebnis miterlebt.

Die Öffentlichkeit konnte über das Fernsehen auch an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnehmen.

1968 erlebte man einen weiteren Kennedy-Mord mehr oder weniger live im Fernsehen: Sirhan Sirhan erschoss am 6. Juni von der Kaltküche eines Hotels aus den Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy.



Täterprofil

Wie bei vielen Verbrechen muss man gerade auch hier nach der Pathologie des Täters fragen; und wie bei allen Verbrechen spielt individualistischer Nihilismus eine ebenso große Rolle wie die rationalen Beweggründe.

Für psychologisch besonders aufschlussreich halte ich, dass Lee Harvey Oswald 2003 nacheinander Attentate auf zwei politisch verfeindete Persönlichkeiten verübte - es handelte sich also nicht um Attentate mit direkten politischen Zielen.
"Die Mannlicher-Carcano war dieselbe Waffe, mit der Oswald bereits am 10. April 1963 ein missglücktes Attentat auf den rechtsradikalen General Edwin Walker verübt hatte." [Wikipedia 20.11.2013]

Jerry Rubin behauptet in seiner Agitationsschrift "Do it!", die 1970 die in vollem Saft stehende Weltrevolution propagierte, es habe sich bei den Kennedy-Attentaten einfach um verständliche Angriffe auf das Establishment gehandelt.

Es gibt Zeugenaussagen zu einer unbedingten Gewaltbereitschaft Oswalds, die unter den Halbstarken der Nachkriegszeit aber nichts Besonderes war und sich insbesondere auch gegen seine russische Frau Marina richtete.

Mel Ayton bescheinigt Oswald eine narzistische Persönlichkeit und den Willen, aus dem Nichts in die Öffentlichkeit zu treten: offenbar plante er, sich nach dem Attentat durch den linken Anwalt John Abt aus Dallas vertreten zu lassen [Mel Ayton online].

Auf den ersten Blick kann man Oswald eine revolutionär-heroische Gesinnung nicht absprechen - keine Rede von einer Einordnung in die Strukturen nationalistisch-militaristischer Kreise!

Nach Aussage seiner Frau sei sein größter Wunsch gewesen, nach Kuba zu gehen. Sein persönliches Vorbild soll ein US-Sergeant namens William Morgan gewesen sein, der in die Revolutionsarmee Castros eintrat und 1959 einige Anti-Castro-Freischärler in eine Falle lockte, indem er sich als einer der ihren ausgab.

Vielleicht dienen die abertausende von Seiten füllenden Konspirationstheorien zu Oswalds Attentat nur dem einen Zweck, den antikapitalistischen Impetus kleiner Teile der amerikanischen Bevölkerung zu verschleiern.



Untersuchung der Täterschaft

Die Warren-Kommission zur Untersuchung des Attentats war kein unabhängig oder parlamentarisch eingesetztes Gremium, sondern wurde von Vizepräsident Lyndon B. Johnson selbst zusammengestellt. Ihr gehörte auch der frühere CIA-Chef Allen Dulles an, allerdings auf Empfehlung Robert Kennedys hin. [Weiner 2012]

"Tatsächlich hatte Präsident Johnson Kommissionsmitglieder angewiesen, etwaigen Hinweisen auf eine Verwicklung Kubas oder anderer Staaten nicht nachzugehen, wie sie von Exilkubanern in den Tagen nach dem Attentat absichtsvoll gestreut worden waren: Der Präsident fürchtete, die Nachricht, dass Kuba oder die Sowjetunion hinter dem Attentat stünden, könnte die Gefahr eines Dritten Weltkrieges heraufbeschwören." [Wikipedia 20.11.2013]


Vor allem der New Orleanser Staatsanwalt Jim Garrison sah im Gegensatz dazu Hinweise auf ein Komplott der Exilkubaner und des CIA gegen John F. Kennedy und das liberale Amerika, weil sie die Invasion in Kuba angeblich gezielt hätten scheitern lassen. Seine Verdächtigungen fokussierten aber auf ziemlich marginale Persönlichkeiten, von welchen die vedächtigste - David Ferrie - bereits 1967 verstarb.

Demgegenüber vertrat der kalifornische Staatsanwalt Vincent Bugliosi, der später durch seine Anklageschrift gegen George W. Bush Jr. berühmt wurde, in seinem Buch "Reclaiming History - The Assassination of President John F. Kennedy (2007)" die Alleintätertheorie.

1976 wurde ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zur Klärung der Attentate auf die Kennedys und auf Martin Luther King einberufen. Dieses 'House Select Committee on Assassinations (HSCA)' kam zu dem wenig überzeugenden Ergebnis, dass Oswald der Todesschütze gewesen war, wahrscheinlich aber ein Verschwörer der mafiös-rechtsradikalen Südstaaten-Szene einen weiteren Schuss abgab, der daneben ging.
Als Antwort legte die 'National Academy of Sciences' 1982 eine technische Untersuchung vor, wonach die praktischen Beweise dieser Theorie einer realen Grundlage entbehrten. [Wikipedia 20.11.2013]



Verschwörungstheorien

In der seriösen Publizistik neigt man der Einzeltäter-Theorie zu; in der amerikanischen Bevölkerung hält man eine Verschwörung für wahrscheinlicher [Wikipedia 20.11.2013].

Jack Ruby war möglicherweise der eigentliche Urheber dieser Verschwörungstheorien, indem er behauptete, gut geschützte Interessengruppen hätten ihn zu seinem Mord getrieben. Ich meine, mich erinnern zu können, dass der Mörder Oswalds damals als geistig Verwirrter bezeichnet wurde, der er anhand der von ihm geäußerten Seelenzustände wohl auch war.


Der gleichzeitigen Verwicklung großer gesellschaftlicher Gruppen (Mafia, Exilkubaner, CIA, FBI, US-Army) in das JFK-Attentat und in andere Skandale hängt eine gewisse Unwahrscheinlichkeit an; doch können sich aus gleichen Interessen die unglaublichsten Koalitionen ergeben.

Psychologisch finde ich es interessant, wie selten der Verdacht auf die damaligen Auslandsgeheimdienste der USSR oder Kubas fiel.

Die stärkste Wirkung hat wohl die auch von Daniel Hopsicker vertretene Verschwörungstheorie gehabt, dass militante Exilkubaner hinter dem Kennedy-Mord stünden: "Der von einem scheinbaren Kommunisten ausgeführte Mord sollte die USA dazu bewegen, Krieg gegen Kuba zu führen und das Castro-Regime zu beseitigen." [Wikipedia 20.11.2013]

Genau diese Theorie vertrat auch Fidel Castro "in einer öffentlichen Rede" unmittelbar nach dem Attentat [Wikipedia 20.11.2013], der allerdings vor allem ein Interesse daran haben musste, den Verdacht eigener Verbindungen zu dem Anschlag auszuräumen.



Politischer Hintergrund

Die historische Tatsache des JFK-Attentates muss auf private, gesellschaftliche und weltpolitische Ereignisse zurückgeführt werden, die von Historikern möglicherweise gar nicht berücksichtigt werden.

Die (Un-)Tat Lee Harvey Oswalds ist historisch unerklärlich. Handelte er aus persönlichen Beweggründen oder als Teil einer Konspiration, handelte er im Interesse der amerikanischen Rechten oder einer internationalen Linken?

Die Einwanderung Oswalds in die Sowjetunion im Oktober 1959, die Rückkehr in die USA im Juni 1962 nach Heirat einer Russin, dieser Lebenslauf macht einen KGB-Auftrag zu einer sehr wahrscheinlichen Option; demnach hätte es sich um einen sogenannte 'Schläfer' handeln können.

Vielen erschien allerdings gerade verdächtig, dass Oswald trotz seiner offensichtlichen linken Aktivitäten Dienst an sicherheitsrelevanten Arbeitsplätzen tun konnte, demnach also gute Beziehungen zu amerikanischen Sicherheitskräften oder Geheimdienstkreisen besitzen musste.


Da sich diese Tat gegen einen weltoffenen, liberalen Politiker richtete, wurde sie mit der bizarren Welt der Südstaaten, besonders der des "dekadenzumwehten" Louisianas in Verbindung gebracht. Korruption sei hier Ehrensache. [Hopsicker 2005]

Der Wikipedia-Artikel "Attentat auf John F. Kennedy" vom 20.11.2013 gibt einen interessanten Einblick in die Stimmungslage des Südens vor 50 Jahren: Dallas galt als "Brutstätte rechtsgerichteten Konservatismus" und erwartete den Präsidenten mit aufgeladener Spannung. - Der rechtsradikale Politiker-General Edwin Walker heizte die Stimmung auf, indem er behauptete, die USA verkaufe sich an die kommunistisch unterwanderten Vereinten Nationen; auch einige Stadtbewohner hatten wenig zuvor den US-Botschafter bei der UNO tätlich angegriffen.


Nachdem in Kuba seit 1959 Fidel Castro regierte, wurde New Orleans von zehntausenden kubanischen Flüchtlingen überschwemmt und zu einem (auch militärischen) Zentrum der Exilkubaner; das Nordufer des Lake Pontchartrain war Übungsplatz der verschiedensten paramilitärischen Gruppen, aus denen auch die angeblichen Verschwörer des JFK-Attentates hervorgegangen sein sollen [Hopsicker 2005].

Die Mafia finanzierte die exilkubanische Regierung und die extreme Rechte, die diese unterstützte; so sei Louisiana zu einem Tummelplatz der Exilkubaner und der mit ihnen zusammenarbeitenden CIA geworden. Die CIA unterhielt in Florida ein gewaltiges konspiratives Netz gegen Kuba mit dem Zentrum auf dem Gelände der University of Miami.

Militärisch koordiniert wurden diese Kräfte durch David Atlee Phillips, der schon den CIA-Krieg gegen Guatemala geleitet hatte. Er wurde Chef der Anti-Castro-Schwadron "Operation 40", die von der Amerikanischen Botschaft in Mexico City aus agierte. Die "Operation 40" sollte durch eine Invasion in Kuba das alte Batista-Regime wieder einsetzen mitsamt seiner kriminellen Verbündeten, der Mafia, die größtes Interesse an der Wiederinbesitznahme der Casinos von Havanna hatte.

Die "Junta del Gobierno de Cuba en el Exílio" unter Paulino Sierra von 1963 sei direkt von der Glücksspiel-Mafia finanziert worden [Hopsicker 2005].

Es sei ein Fehler gewesen, den exilkubanischen Interessen durch Berufung des Generals Edward Lansdale in die "Operation Mongoose" entgegengekommen zu sein.

Daniel Hopsicker liefert in seinem Buch die Steckbriefe notorischer, international agierender Terroristen, die sich dank ihrer CIA-Verbindungen und verschiedener Amnestien (auch durch Präsident Bush Sr.) eines ruhigen Lebensabends erfreuen durften.


Innerhalb dieser politischen Konstellation entwickelte sich zusätzlich die Idee, dass das Kennedy-Attentat eine persönliche Abrechnung der Mafia gewesen sein könnte. Seit der Nachkriegszeit und bis Mitte der 80er Jahre, als er einige Zeit im Gefängnis verbringen musste, war Carlos Marcello der Mafiaboss von New Orleans. Er habe es den Kennedys nie verziehen, 1961 auf deren Veranlassung aus dem Land gewiesen worden zu sein.

Fast gleichzeitig mit dem Kennedy-Mord wurde Carlos Marcello in einem Gericht in New Orleans freigesprochen, wobei er in Begleitung von David Ferrie war, dessen Bibliotheks-Ausweis bei Lee Harvey Oswald gefunden wurde und der gleichzeitig die wirklichen Mörder Kennedys aus dem Land geschafft haben soll [Hopsicker 2005].
Der Kennedy-Mord war laut Hopsicker ein Putsch, der Putsch einer Koalition aus Mafia und extremer Rechten, abgedeckt durch enge Zusammenarbeit mit der CIA.


Dieser Darstellung widerspricht Tim Weiner in seiner Geschichte der CIA in entscheidenden Punkten; die CIA habe sich nie gegen einen Präsidenten gestellt.

Das Scheitern der Kuba-Invasion war außerdem ausschließlich der Unfähigkeit der CIA zuzuschreiben und nicht der Sabotage einer Regierungs-Fraktion.


Tim Weiner möchte sein Buch durch den Hinweis aufwerten, dass sämtliche Aussagen durch Dokumente belegt seien (- die übrigens überwiegend von der CIA selbst beigesteuert wurden).
Damit mag er einen Historiker-gerechten zeitgeschichtlichen Rahmen liefern, doch kann dieses Material die Recherchen bzw. Kolportagen Hopsickers und Anderer nicht überzeugend entkräften. Eine zentrale staatliche Institution wie die CIA wird sich hüten, illegale und kriminelle Aktionen mit Dokumenten zu belegen. Eine mit Drogenlieferungen befasste 'Air America' oder ein Bobby Seal existieren in Weiners Buch einfach nicht.

Weiner konzentriert sich auf die endlosen internen Personalfragen der CIA, scheint dieselbe aber insgesamt für einen Club ehrenwerter, wenn auch ziemlich trotteliger Gentlemen zu halten, deren größter Wunsch es stets war, dem jeweils amtierenden US-Präsidenten jeden imperialen Wunsch von den Lippen abzulesen.

Fidel Castros Beseitigung sei für die Kennedy-Brüder und nicht für die CIA von höchster Priorität gewesen. Auch die nachdrücklichen Versuche seiner Ermordung durch Auftragskiller der kubanischen Mafia und die Planung einer Invasion Kubas seien unmittelbar auf die Weisung des Präsidenten Kennedy zurückzuführen gewesen.

Die für die am 15.4.1961 gescheiterte Invasion der Schweinebucht verantwortlichen oberen Chargen der CIA Allen Dulles und Richard Bissell konnten bald darauf ihren Ruhestand antreten.

Aber nach der Unterstellung des Geheimdienstes unter das Justizministerium Robert Kennedys und unter die Leitung von John McCone sei es zu einer beispiellosen "Ausweitung der Geheimdienstaktivitäten" gekommen. - Und John McCone war offenbar der Einzige, der eine Installation sowjetischer Atomwaffen und damit die Kuba-Krise voraussah.


Paramilitärische Operationen der CIA sind eigentlich illegal, wurden aber auch von den angeblich "guten Präsidenten" Eisenhower und Kennedy angeordnet [Tim Weiner 2012].

Während die Aufklärungsarbeit des Auslandsgeheimdienstes weit hinter der Wirklichkeit zurückblieb, kam es bereits unter John F. Kennedy weltweit zu versteckten CIA-Aktionen.
Unter John F. Kennedy gab es erfolgreiche Komplotte zum Sturz des brasilianischen Präsidenten Goulart und des marxistischen Präsidenten von Guayana, aber auch weniger erfolgreiche Pläne zur Beseitigung von "Papa Doc" Duvalier in Haiti.




Quellenangaben


Jerry Rubin: Do it - Szenarios für die Revolution. Reinbek, 1971. (Kap.26, S.149)

Mel Ayton: Lee Harvey Oswald's Motives (auf John McAdams Webseite zum JFK-Attentat http://mcadams.posc.mu.edu/)

Daniel Hopsicker: Barry und die Boys - Barry Seal, eine Schlüsselfigur der amerikan. Geheimgeschichte. Frankfurt/M., 2005.

Tim Weiner: CIA - die ganze Geschichte. Frankfurt/M., 2012 (Taschenbuchausgabe).

Wikipedia-Artikel "Attentat auf John F. Kennedy", Stand: 20. November 2013.




©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 22.11.2013





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