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I sottopiatti volanti


Interessant ist, dass in Italien Fernreisenden das Bahnreisen praktisch unmöglich gemacht wird, obwohl die Züge stets pünktlich sind. Hierzulande konnte sich nämlich die Erfindung der Gepäckaufbewahrung noch nicht durchsetzen.

Bahnreisende mit größerem Gepäck vergeuden daher Stunden und ganze Tage, weil sie dieses an zugigen und schmutzigen Orten bewachen müssen.


Bahnhofshalle, Livorno


Motorisierten Auto-Touristen scheint man aufgeschlossener gegenüberzustehen. Dass in Italien der knapp bemessene, für Zweifüßler zugängliche Raum unbrauchbar gemacht wurde, hat vielleicht einen handfesten Zweck - das Wohl der fantastische Preise fordernden Hoteliers und Gastronomen.

Zu deren eigentlicher Funktion ist auf diesem Weg also nicht das Wohl ihrer Gäste, sondern die Monopolisierung des öffentlichen Freiraumes geworden.


Hotel-Sanitation, Florenz


Ein erzwungener Rückzug auf die extrem eingeschränkten Räume des Privaten könnte als Rückzug des Volkes vor dem Zugriff der Mächtigen ausgelegt werden. Umgekehrt erweckt aber in Italien auch die Macht den Anschein, sich ins Private zurückzuziehen, um sich nicht dem Zugriff des Volkes auszusetzen.

Es ist schon seltsam, dass auch die Milliarden-schweren Paten, die den Kokain-Import nach Europa kontrollieren, in schäbigen und feuchten Bunkern im Unterboden abgelegener Bergdörfer leben.

Das Alles wirkt etwas heruntergekommen, daran können auch die Unmengen italienischer Autos nichts ändern. Ähnlich wie im kühlen Deutschland versucht man in Italien, die Konfrontation mit der Umwelt und dem Klima einfach zu umfahren.


Individualverkehr, Florenz


Durch den extremen Individualverkehr wird die illusorische Vorstellung geweckt, über mehr Freiraum zu verfügen. Das Auto wurde wie einst der berittene Waffenträger zum Modell der gnadenlosen Unterjochung des öffentlichen wie des privaten Raums.

Nicht einmal in den ländlichsten Gegenden gibt es Bewegungsfreiheit für Menschen. Fuß- und Feldwege sind selten, und die Fahrstraßen besitzen kaum ein Bankett, geschweige denn einen Fahrradweg, so dass der arme Wanderer ständig von diesen Südländern in ihren fliegenden Untertassen erschreckt wird..


Sardinien


Leider sorgt gerade das sommerliche mediterrane Hochdruckklima mit wenig Regen und einer starken, chemisch wirksamen UV-Strahlung für besonders gesundheitsschädlichen Smog, der die Wirkung der Stickoxide und Feinstäube von Autoabgasen noch deutlich verstärkt.

Doch muss man sich fragen, ob es wirklich nur der Autoverkehr ist, der zu solch schwer erträglichen, Giftgas-artigen Luft- und Lungenbelastungen führt, denen ich bereits am ersten Tag und auch für den Rest meines Aufenthalts in Italien zum Opfer gefallen bin ...