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Aus der Welt des Totalitarismus







Terror um Palästina



Vorgeschichte Palästinas


Palästina war als geografischer Korridor nicht nur der Aufenthaltsort vieler Völker, sondern auch seit Anbeginn der Geschichte umkämpft zwischen vielen Mächten.
Offensichtlich bestimmte der letztere Faktor stärker als der kulturelle sein Schicksal.


In der Antike bestand eine enge kulturelle und demografische Verzahnung mit Europa, die durch den Alexander-Feldzug auch politisch besiegelt wurde.

Die Griechen und der politische Hellenismus, also die Militärherrschaft der Ptolemäer und Seleukiden, standen aber in Konkurrenz zum persischen Machtbereich.


Das Land und die Religion der Juden gerieten in einen gewalttätigen Konflikt mit dem ‘Imperium Romanum’ als Nachfolger des Hellenismus, der zum Verlust ihrer staatlichen Unabhängigkeit und zur Zerstörung ihres Tempels führte.

Juden wurden die ersten Terroristen gegen abendländische Interessen. Doch als Antwort der Römer auf ihre finale Rebellion im Bar Kochba - Aufstand wurden die Juden aus Jerusalem und Palästina vertrieben.


Viele Generationen später (637) wurde Jerusalem, das unter christlich-byzantinischer Herrschaft stand und keine nennenswerte jüdische Population mehr besaß, von den Mohammedanern erobert. Der Tempelberg wurde sogleich von Omar, dem Eroberer der Stadt, in eine islamische Kultstätte umgewandelt.

Die darauffolgende Herrschaft des Islam erreichte nach dem Versuch der Rückeroberung Jerusalems durch das christliche Abendland, dessen Einfluss für Jahrhunderte vollständig zu eliminieren.


Erst in der Zeit des Imperialismus und nur vorübergehend erlangte Großbritannien und damit eine westliche Nation wieder die Kontrolle über Palästina, das zu seinem Mandatsgebiet wurde.



Jerusalem early 20th. cent.
Jerusalem im frühen 20. Jahrhundert.
Aus einer Foto-Sammlung der 'Library of Congress' (USA); ohne Copyright.
Quelle: Wikipedia-Commons.



Der Einfluss Britanniens auf Palästina


Die populäre amerikanische Historikerin Barbara Tuchman hat auch ein ziemlich informatives Buch über die Vorgeschichte der Entstehung Israels unter der Patenschaft Großbritanniens geschrieben [Tuchman 1983].

Ihre Behandlung des Themas “Palästina und der Westen” erscheint etwas unglücklich, wenn ausschließlich Palästinas Beziehungen zu Britannien und das Wirken der Briten behandelt werden.

Beispielsweise schreibt sie, in der Zeit des biblischen Israel beherrschten die Phönizier die Meere (auch im Auftrag Israels) und sollen deshalb mit England in Kontakt gestanden haben, weil von dort das Zinn kam, das “auf den Märkten von Tyros” gehandelt wurde.

Allerdings spielten die Engländer auch während der Kreuzzüge eine wichtige Rolle, als die Christen nur dank ihres Königs Richard Plantagenet vorübergehend erfolgreich waren.


Auch trat nur in der englischen Politik gelegentlich ein Schuldgefühl wegen des den Juden in Europa zugefügten Unrechtes zutage.
Die Juden selbst hatten die Rückkehr nach Israel als konkretes Ziel selten vor Augen. [Tuchman 1983]


Bis zum Erscheinen der USA auf der Weltbühne waren es die Briten, die überall als politische und ökonomische Strategen auftreten konnten.

Kolonialminister war Joseph Chamberlain, ‘Pushful Joe’, Schraubenfabrikant aus Birmingham. Er symbolisierte "den Gipfel imperialistischer Selbstzufriedenheit". Der ebenso blutige wie erfolgreiche Burenkrieg war 'Joe's War'! [Tuchman 1983]

Joseph Chamberlain wollte allerdings Ostafrika als Siedlungsgebiet für die "europiden" Juden einrichten.

Die kolonialen Erfolge Großbritanniens wurden von diesem Land allzuoft und gegen jede Evidenz als humanitäre Erfolge angesehen. Typisch war beispielsweise, "dass britische Politiker Guiseppe Garibaldis Kampf für ein unabhängiges Italien lobten, den Wunsch der Iren nach Freiheit aber rigoros unterdrückten" [Hopf 2022, Kap.3].



Die britische Seemacht

Palästina war nach Frankreich das zweite Expeditionsziel unternehmungslustiger Engländer.
Richard I. Plantagenet ("Richard Löwenherz") habe jeden Pfennig aus seinem Land, in dem er sich nur sieben Monate während seiner zwölfjährigen Regierungszeit aufhielt, herausgequetscht, um seinen Kreuzzug (1191/92 während des zweiten Zuges) zu finanzieren. Er stellte mit 219 Schiffen die größte Seestreitkraft des Mittelalters auf mit einer Mannschaft von mindestens 10000 Mann. [Tuchman 1983]

Saladin schätzte das gesamte Christenheer vor Akkon auf 5000 Ritter und 100000 Fußsoldaten (einzelne Städte wie Antiochia wurden noch christlich regiert). Vier Wochen nach Richards Ankunft wurde Akkon nach einer schon mehrere Jahre anhaltenden Belagerung eingenommen. [Tuchman 1983]


Das Zeitalter der Entdeckungen fiel in England in die Regierungszeit Elisabeths I., die die weltbeherrschende britische Flotte begründete.
Sie förderte privilegierte Handelsgesellschaften, die sich und viele diplomatische Dienste allerdings selbst finanzieren mussten. Zunächst entstand 1554 die Rußland-Kompanie, dann 1581 die Levante-Kompanie und erst 1601 die Ostindien-Kompanie als Ableger der vorigen. An die Stelle des Kreuzrittertums traten Handelsbeziehungen zur Hohen Pforte in Konstantinopel. [Tuchman 1983]

In der Seeschlacht von Lepanto (1571) waren es zwar die spanischen Habsburger und die italienischen Stadtstaaten, die die türkische Flotte vernichteten, innerhalb sehr kurzer Zeit beendeten aber die Engländer die spanische Vorherrschaft auf den Meeren.


Nach dem Verlust der nordamerikanischen Kolonien musste England seine Interessen auf die Ausbeutung Indiens konzentrieren, wofür die ursprünglich arabische, später türkisch gewordene Einflusssphäre an der Levante ein Hindernis darstellte.

Die „Peninsular and Oriental Steamship Company“ fuhr ab 1840 regelmäßig Suez an, wo die Waren bis zum Bau des Suezkanals 1869 umgeladen werden mussten.
“Englands Erwerb des Suezkanals im Jahre 1876, der Salutschuss zur Eröffnung der Amtsperiode des Ministerpräsidenten Disraeli, leitete ein Vierteljahrhundert imperialer Expansion ein, die seit den Eroberungszügen Alexanders des Großen nicht ihresgleichen hatte. Auf Suez folgte logisch die Zypernkonvention von 1878. Aufgrund dieses Vertrages verpflichtete sich England, die türkischen Besitzungen auf asiatischem Boden militärisch zu garantieren.” [Tuchman 1983]
Zypern wurde an England abgetreten, der Osten war frei für Baumwollwaren aus Manchester.



Andere ausländische Interessen in Palästina

"Während der Kriege Englands gegen Ludwig XIV. gewannen die Franzosen die Türkei zum Bundesgenossen ..." [Tuchman 1983]

In einem Zeitalter europäischer Expansion wuchs das Interesse am Nahen Osten als Brücke nach Indien und China.

Schon Napoleon I. versuchte Ägypten und Syrien zu erobern, England verteidigte daher auf Seiten der Angegriffenen seine eigenen Interessen. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches 1918 übernahm es die Kontrolle selbst. [Tuchman 1983]

Wenn Napoleon auch zurückgeschlagen wurde, so konnten die französischen Händler an der Levante doch die Vorherrschaft erringen.
Aufgrund eines Massakers (1860) von Drusen an den Maroniten, "die seit dem Kreuzzug des Heiligen Ludwig stets unter Frankreichs besonderem Schutz gestanden" hatten, schickte Napoleon III. Truppen in den Libanon [Tuchman 1983].

1866 erhielt Napoleon III. die türkische Einwilligung zum Bau des Suezkanals, der bis 1869 von Lesseps fertiggestellt wurde. Der Suezkanal bedeutete also zunächst eine bedrohliche Konkurrenz für die englischen Handelsmonopole.

Der Libanon war "durch die Intervention im Jahre 1860 zur französischen Einflusssphäre geworden" [Tuchman 1983]. Frankreichs Misstrauen gegen England nach der Abtretung Zyperns war in der sich verdichtenden britischen Kontrolle des Nahen Ostens und Ägyptens begründet.


Ein jüdisches Staatswesen unter britischem Protektorat wurde in dieser Zeit als machtpolitisches Instrument angesehen, um im politischen Vakuum des Nahen Ostens einen Brückenkopf des Britischen Imperiums einzurichten. Das Imperium erreichte gleichzeitig mit dem Kauf des neu erstellten Suezkanals auch den Kauf Palästinas. [Tuchman 1983]

Die Liberalen im englischen Parlament waren Gegner dieser imperialen Regierungspolitik, die im politischen Bündnis mit dem türkischen Sultan stattfand. Der liberale Premier Gladstone wandte sich von der menschenverachtendenden Türkei ab.


"Sultan Abdul Hamids Abkehr von England und Hinwendung zu Deutschland, einem scheinbar verheißungsvolleren Schutzherrn, führte schließlich den Zusammenbruch herbei, auf den Europa seit über hundert Jahren gewartet hatte." [Tuchman 1983]

Aus seinen Spekulationen, das osmanische Reich zu modernisieren, hätte Deutschland großen Vorteil gezogen, nachdem es schon die Konzession zum Bau der Bagdad-Bahn erhalten hatte.


In der ersten Hälfte des 19. Jh.s wurde Russland durch seine Expansion nach Süden zum Hauptgegner der Interessen des britischen Empire, das mehrere Kriege gegen Russland führte (darunter den Krimkrieg 1853-56). Erst im russisch-türkischen Krieg 1877-78 gewann Russland an Boden. [Tuchman 1983]



Die exzentrische Idee eines jüdischen Staats

Ein Handelsvertrag mit den Osmanen 1838 hatte zur Einsetzung eines britischen Vizekonsuls in Jerusalem geführt. Sein Amtsbereich sollte "für das ganze Land innerhalb der früheren Grenzen des Heiligen Landes gelten”. In dem Gebiet lebten nur 9690 staatenlose und unterdrückte, arme Juden. [Tuchman 1983]

Der zerfallende türkisch-osmanische Staat sollte zunächst im Interesse des britischen Handels erhalten werden und so empfahl der Außenminister 1840 die Ansiedlung europäischer Juden in Palästina, deren Wohlstand und Tatkraft das türkische Staatsgebilde stabilisieren könnte. Juden genossen bei den osmanischen Herrschern traditionell weit höheres Ansehen als bei den europäischen.

Drahtzieher war der religiöse Philanthrop Anthony Ashley Cooper oder Earl of Shaftesbury, der dank seines Einflusses auch Sozialgesetze wie die Einführung des 10-Stunden-Tages und der Obdachlosenasyle durchgesetzt hatte.

Sir Moses Montefiore, der sich um den Schutz der Juden auch im Orient bemühte, reiste 1838 nach Palästina, um eine jüdische Ansiedlung zu prüfen, und wurde von den osmanischen Honoratioren freundlich empfangen. Wenig später erreichte er aufgrund eines durch “französische Intrigen” in Gang gehaltenen Pogroms die Gleichstellung der Juden im türkischen Reich. [Tuchman 1983]


In den britischen Clubs herrschte allgemein die Überzeugung, der schon lange erwartete Zusammenbruch des Osmanischen Reiches werde den Juden die Souveränität in Palästina wiedergeben oder zumindest England eine weltbeherrschende Handelsposition sichern.
Doch der jüdischstämmige britische Premier Disraeli, der die Queen Victoria zur Kaiserin von Indien machte, sah ”Englands Chance eher im arabischen als im jüdischen Nationalismus" [Tuchman 1983].


Der 'Palestine Exploration Fund' wurde 1865 gegründet mit dem Ziel einer vom britischen Militär durchgeführten Erforschung (inklusive der archäologischen) des Heiligen Landes; das Gros der Erkundungs- und Vermessungsarbeiten besorgte seit 1872 Claude Regnier Conder [Tuchman 1983].

Der geistige Vater der Zionismus Theodor Herzl reiste mehrmals nach Konstantinopel, um über den Kauf Palästinas zu verhandeln. Er erkannte aber, dass alleine England die Macht hatte, Kontrolle über Palästina zu erringen.

Die Briten konnten den Arabern die Gründung eines jüdischen Staates durch Unterstützung ihres Befreiungskrieges gegen die türkische Oberherrschaft schmackhaft machen. Das geschah auf dem nahöstlichen Kriegsschauplatz im Verlauf des Ersten Weltkrieges.

"Alle von den Arabern in späteren Jahren erhobenen Ansprüche können die Tatsache nicht verhüllen, dass sowohl der alte Scherif Hussein wie Feisal, der eigentliche Führer, sich bewusst waren und stillschweigend zustimmten, dass Palästina aus dem ihnen zugesagten unabhängigen Gebiet ausgenommen war ..." [Tuchman 1983]

Die ersten Zionisten wurden von den Haschimiden willkommen geheissen und es wurden entsprechende Verträge abgeschlossen.

"Palästina war nie mehr als eine 'kleine Kerbe', wie Balfour sagte, in der Weite des von den Briten befreiten arabischen Landes." [Tuchman 1983]


Nach der Kriegserklärung gegen die Türkei Anfang 1914 folgten die britische Annektion Zyperns, die Invasion in das Zweistromland von Basra aus, die Verteidigung des Suezkanals gegen türkische Truppen und schließlich das Vorrücken entlang der syrischen Küste.

Großbritanniens "erster jüdischer Kabinettsminister" Sir Herbert Samuel legte im Januar 1915 sein Memorandum "Über die Zukunft Palästinas" vor, das die Annektion durch England und einen jüdischen Staat vorsah. Er wurde später der erste 'Hohe Kommissar' für Palästina. [Tuchman 1983]

Die Aufteilung der osmanischen Territorien sollte gemäß des geheimen 'Sykes - Picot - Abkommen' in Abstimmung mit den arabischen Interessen geschehen, damit die Araber sich gegen die Türken erheben.
Palästina westlich des Jordans wurde in den Verhandlungen von den übrigen Territorien abgetrennt und sein weiterer Status offengelassen [Tuchman 1983].

Die 'Balfour-Deklaration' vom 2.11.1917 in Form eines Briefes des Außenministers an Baron Rothschild stellte das Programm für die unmittelbar bevorstehende Eroberung Palästinas dar, das moralische Motiv:
"Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer Nationalheimat für das jüdische Volk in Palästina und wird nach besten Kräften dahinwirken, die Errichtung dieses Zieles zu erleichtern, wobei unmißverständlich klargestellt wird, dass nichts geschehen wird, was die bürgerlichen und religiösen Rechte in Palästina bereits bestehender nichtjüdischer Gemeinden oder die von Juden in irgendeinem anderen Land genossenen Rechte sowie ihren politischen Status beeinträchtigen kann."

Zum Lohn erhielten die Briten das Völkerbund-Mandat über Palästina, außerdem das über Mesopotamien. Die 'Balfour-Deklaration' wurde wichtigster Bestandteil der ihnen vom Völkerbund auferlegten Verpflichtungen.



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©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 5.6.2024