zur Startseite



Aus der Welt des Totalitarismus







Terror um Palästina



Die Geburt Israels als Gewaltakt


Der idealistischen Darstellung Barbara Tuchmans von einer durch Unternehmergeist und politische Weitsicht geordneten Welt steht die verdrängte Realität des mit allen Mitteln geführten Kampfes der orientalischen Welt gegenüber, in der die versprengte jüdische Diaspora mit Hilfe des Terrors an Boden zu gewinnen versuchte.

1921 wurde die jüdische Miliz "Hagana" gegründet, um Übergriffe der arabischen Bevölkerung auf jüdische Siedler in Palästina abzuwehren [Hopf 2022, Kap.4].

1929 fand ein Massaker an den jüdischen Bewohnern von Hebron statt. Daher spaltete sich die "Irgun Zwai Leumi" von der Hagana ab, die die Ideen der radikalen "Neuen Zionistischen Organisation" des Vladimir Žabotinskij vertrat. Das war ein Groß-Israel beiderseits des Jordan ohne Rücksicht auf Palästinenser und britische Mandatsmacht. Auch die britische Schutzmacht wurde also trotz der von Barbara Tuchman besungenen Vorgeschichte von dieser kleinen jüdischen Minderheit als Fremdherrschaft disqualifiziert.


Schon 1936-39 fand ein arabischer Generalstreik und Aufstand statt infolge der verstärkten jüdischen Einwanderung unter dem Druck der Verfolgung in Europa.

Den Briten wurde die Sache schon bald zu heiß, sie versuchten, sich der Verpflichtungen ihres Völkerbundmandats zu entledigen. 1939 verboten sie Juden weiteren Landerwerb. [Tuchman 1983]

Darauf antwortete die Irgun unter Befehl Žabotinskijs mit Anschlägen auch gegen die britische Mandatsverwaltung. [Hopf 2022, Kap.4]

Irgun beteiligte sich dann allerdings am Krieg der Briten gegen das nationalsozialistische Deutschland. Doch schon im Februar 1944 hob Irgun unter Befehl des aus Polen geflohenen Menachem Begin diesen Waffenstillstand wieder auf, um höhere Einwanderungskontingente für jüdische Flüchtlinge durchzusetzen. Es folgten Anschläge auf die Einwanderungsbehörden und das britische Polizeipräsidium Palästinas.


Weil die damalige britische Regierung einer jüdischen Hegemonialmacht in Palästina skeptisch gegenüberstand und bestenfalls eine Zwei-Staaten-Lösung vorsah, radikalisierte sich der jüdische Untergrund [Hopf 2022, Kap.4]:

Nachdem die jüdische Gemeinde in den USA den Kongress gegen die "britische Unterdrückung" aufgehetzt hatte, gab das Königreich sein Mandat in Palästina auf.
Nach Beendigung des britischen Mandats 1948 und der Gründung Israels folgte ein erster arabisch-israelischer Krieg.
Tobias Hopf weist auf die "Kraftlosigkeit" der nachfolgenden UN-Politik für eine Zwei-Staaten-Lösung hin [Hopf 2022, Kap.4].


Tatsächlich handelte es sich bei den Juden in Palästina durchaus um Invasoren, die einen fortwährenden Eroberungskrieg betrieben. Trotzdem wurde das jüdische Vorgehen durch den ungerechten Teilungsplan der UNO von 1947 belohnt.

Die Gründung Israels erfolgte einseitig und ohne UN-Mandat. Nach der nachvollziehbaren arabischen militärischen Gegenwehr wurde eine Verhandlungslösung am 17.9.1948 vom jüdischen Untergrund durch die terroristische Ermordung des UN-Gesandten Folke Bernadotte verhindert.


Die Verantwortlichen für schlimmste terroristische Verbrechen wurden 1977 (Begin) und 1983 (Schamir) Ministerpräsidenten Israels.

Menachim Begin war verantwortlich für den Anschlag auf das King David Hotel und Jitzchak Schamir war verantwortlich für die Ermordung Bernadottes. [Hopf 2022, Kap.4]

Tobias Hopf hält es aber für angebracht, die strategische Qualität dieses Terrors hervorzuheben und behauptet, dass er sich nur gegen militärische Ziele gerichtet habe, was höchstens eine Halbwahrheit ist.

Der jüdische Terror kann durch die akute Notlage rechtfertigt werden, in der sich Juden in dieser Zeit befanden. Der palästinensische Terror versucht hingegen, eine Notlage für alle Zeiten zu zementieren.




Internationaler Terror unter der Flagge der PLO


Der Erfolg des israelischen Irgun-Terrors, nämlich die Gründung eines Staates - und das sogar als Enklave in einer feindlichen Umwelt -, habe "zahlreiche Nachahmer" inspiriert, darunter auch Jassir Arafat.

1959 wurde von Arafat in Kuwait die "Fatah" als Guerillabewegung zur Befreiung Palästinas gegründet. Die PLO geht hingegen auf eine Initiative Abdel Nassers und der 'Arabischen Liga' im Jahre 1964 zurück, um eine politische Vertretung für die Palästinenser zu schaffen. [Hopf 2022, Kap.5]

Die PLO fusionierte 1967 mit der Fatah und enthielt viele Dutzend weitere, oft sehr militante Gruppierungen, darunter die 'Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP)' des George Habasch, die die Revolution auch in den arabischen Ländern anstrebte und seit 1968 mehrere israelische Flugzeuge entführte.

Währenddessen radikalisierte sich auch die PLO unter Arafat gegen das jordanische Königshaus und wurde deshalb im ("schwarzen") September 1970 offiziell ausgewiesen, um sich im Libanon anzusiedeln. In beiden Ländern konnte sich die PLO als "Staat im Staate" etablieren.

Ihre Splittergruppe 'Schwarzer September' verübte 1972 das Massaker an israelischen Sportlern bei der Olympiade in München. [Hopf 2022, Kap.5]


Die palästinensischen Terroristen konnten mit fortwährenden Terroranschlägen in Europa tatsächlich erreichen, dass ihre Sache Akzeptanz erhielt und Israel von der Weltöffentlichkeit die Schuld an der arabisch-palästinensischen Misere gegeben wurde.

In dieser Position der moralischen Rechtfertigung konnte Jassir Arafat geheime Verhandlungen mit dem Westen aufnehmen und im November 1974 sogar vor der Generalversammlung der UNO eine Rede halten, in der er einerseits den Friedenswillen, andererseits die Legitimität der Gewalt der Palästinenser hervorhob. [Hopf 2022, Kap.5]


Innerhalb der PLO spalteten sich aber radikale Gruppen ab, die Arafats Politik der gegenseitigen Akzeptanz ablehnten und statt dessen den Westen als Protektor Israels mit Terror destabilisieren wollten.
Dabei entwickelte sich sogar eine wechselseitige Zusammenarbeit mit westlichen Linksterroristen [Hopf 2022, Kap.5]. Im Mai 1972 verübte eine "Japanische Rote Armee" den blutigen Anschlag auf den Flughafen Tel Aviv, und 1973 entführte die palästinensische PFLP ein deutsches Flugzeug, um RAF-Häftlinge freizupressen.
Auf eine Splittergruppe des Abu Nidal in enger Zusammenarbeit mit dem libyschen Geheimdienst gehen zahlreiche Flugzeugentführungen und wahrscheinlich auch das Flugzeugattentat von Lockerbie vom 21.12.1988 zurück, bei dem 270 Insassen ums Leben gebracht wurden.

Das erpresserische Kidnapping des Kreuzfahrtschiffes "Achille Lauro" 1985 löste erstmals eine militärische Reaktion der USA aus - die Entführung der Entführer durch amerikanische Militärmaschinen [Hopf 2022, Kap.5].




Die beiden Quellen:

Barbara Tuchman: Bibel und Schwert - Palästina und der Westen. Frankfurt/ M., 1983.

Tobias Hopf: Die Geschichte des Terrorismus. München, 2022.




©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 23.6.2024