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Aus der Welt des Totalitarismus







Endlich Krieg!

"We'll never give up those shooting rights ..."


Auch in der modernen Welt werden extremste Gewaltmittel ständig zur Schau gestellt (die martialischen Filmproduktionen der westlichen Welt) und angewendet (nicht nur von Islamisten und russischen Militärs). Dadurch hat die Menschheit im Jahre 2022 erreicht, dass wieder das Denken des Faschismus die Öffentlichkeit beherrscht.

Schon Umberto Eco hatte es gemerkt: Die "Ordnungshüter" werden dagegen "mehr und mehr als Kräfte der Linken" interpretiert, nicht zuletzt dank der allabendlichen seltsamen Krimiserien [Eco in: L'Espresso, Juni 2005].


Es sollte zu den grundlegenden Funktionen eines Staates gehören, seine Bevölkerung vor allen möglichen Gefahren, auch Krieg, zu schützen.
Da ist es eine besonders schlechte Idee des Putin-Staates, das russische Volk dadurch vor Krieg schützen zu wollen, selbst das ukrainisch-russische Volk mit einem Vernichtungskrieg zu überziehen, dessen Anlass offensichtlich allein die militärische und ökonomische Übermacht Russlands ist.

Da dieser Krieg schon länger als der Zweite Weltkrieg dauert, kann man ihn nicht mehr als einen verzeihlichen außenpolitischen Irrtum interpretieren. Durch diesen Krieg definiert Russland seine Staatsideologie.

Am 21. Juli 2022 wiederholte der russische Außenminister Lawrow gleichzeitig mit der Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen per Northstream I nach Wartungsarbeiten die Erklärung des Angriffskrieges Russlands gegenüber der Ukraine und den Westen und als dessen Ziel die Eroberung ukrainischer Territorien.
Russland will also als Gegenleistung für die Gaslieferungen, seinem angeblichen Beitrag zur Zivilisation, die auch rückwirkende Akzeptanz seiner ukrainischen Eroberungen als angeblich historisch begründetes Recht eines souveränen Staates.


Die Tagespolitik der bewaffneten Gewalt in aller Welt und die durch beliebige "politische" Stellungnahmen gerechtfertigte Freiheit zu jeder Gewalttat fordert natürlich den Ruf nach der rettenden exekutiven Staatsgewalt heraus.

Die Verabsolutierung irgendeiner etatistischen Ordnung, gerade, wenn von ihr Gewalt ausgeht wie zur Zeit in Russland, kann auch angesichts des schwer bewaffneten Vigilantentums im Falle der sich an frühgeschichtlicher Unordnung orientierenden Verfassung der USA, nicht mehr in Frage gestellt werden. Faschistischer Staatsterror wird auf diesem Wege zur allgemeinen Bürgerpflicht.

Gesellschaftliche Ordnungen mit einem Mindestmaß von Intelligenz würden sich der Kontrolle, wenn nicht dem Verbot von Waffen widmen, nicht ihrem Einsatz, ihrer allgemeinen Verbreitung und ihrer Entwicklung.

Zur Zeit hat die Meinungsbildung 'at gunpoint' aber wie anno dunnemals nur noch eine scheinbare Wahl zwischen der liberal-konservativen Weltherrschaft des waffenproduzierenden Kapitals und der fundamentalistisch-reaktionären Weltanschauungsherrschaft extremistischer Rechter. Für die letzteren steht seit den "Zeugnissen der Weisen von Zion" das imperiale, stets expandieren wollende Russland. Russland will seit Jahrhunderten den weltanschaulichen Beweis erbringen, dass jeder Widerstand gegen den Staatsterror nur noch mehr Staatsterror provozieren wird.



Krisen durch Defaitismus und Faschismus

"Der Führer betont noch einmal, dass seiner Meinung nach die Sowjets nicht die Absicht hätten, auf Berlin loszumarschieren."
Joseph Goebbels: Tagebuch, 12. März 1945


Defaitismus (von französ. 'la défaite' = Niederlage) ist der traditionelle Prä-Faschismus. So wie der General Pétain sich den Bedingungen der mächtigsten Militärmacht unterwirft, hat sich der gewöhnliche Mensch der schicksalhaften Herrenklasse oder gegebenenfalls auch -rasse zu unterwerfen.


Ebenso wie die Weigerung, gegen eine militärische Bedrohung vorzugehen, kann man im übertragenen Sinne die Weigerung als Defaitismus bezeichnen, anstehende gesellschaftliche Probleme überhaupt anzugehen.


Die radikale Rechte definiert sich vielerorts an erster Stelle durch ihre Abwehrbereitschaft gegenüber sozialen Bewegungen.
Gewalt eher gegen die Gegner im Inneren als gegen äußere Feinde einzusetzen sei "eine typische Abirrung des Nationalismus".
Als ein Musterbeispiel des Defaitismus führt John Lukacs an, dass der französische General Weygand erklärte, nach der Kapitulation sei es die "wichtigste Aufgabe der französischen Armee, eine soziale Revolution zu verhindern".
[Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Die gespaltene Rechte"]


Als Defaitismus wird zuweilen auch empfunden, nicht sofort zu einem militärischen Gegenschlag zu schreiten ...

Es sei "ein Zeichen der Schwäche" gewesen, wenn der britische Liberalismus hoffte, Hitlers Deutschland durch eine Wirtschaftsblockade besiegen zu können [Lukacs 1980, II-1].
Frieden mit wirtschaftlichen Vorteilen erkaufen zu wollen, ist noch kein Defaitismus. Denn währenddessen hatte angeblich nur dank rechter Poltiker wie W. S. Churchill "die nationale Mobilmachung" in England schon 1940 ein Ausmaß erreicht, "zu dem Hitler und Himmler sich in Deutschland erst 1944 bereitfanden" [Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Das Versagen der Linken"].


John Lukacs stellt die defaitistische Behauptung auf, die Kommunisten hätten durch ihre pazifistische Rhetorik und Kollaboration dem Nationalsozialismus "in die Hände gespielt"; im westlichen Ausland hätten kommunistische Zeitungen die Fraternisierung der Arbeiter mit den deutschen Besatzern herbeigeredet [Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Das Versagen der Linken"].

Jedenfalls wäre den Kommunisten wenig Zeit zu dieser Kollaboration geblieben, denn in Hitler-Deutschland wurden sie in fast mit den Juden vergleichbaren Zahlen und Anteilen in den Folterkellern und Konzentrationslagern "vernichtet" - nicht selten mit Stalins Hilfe!


Permanenter Terror ruft Defaitismus hervor. Dessen eigentlicher Charakterzug ist die Servilität gegenüber einem Aggressor. Antikommunismus und Antisemitismus sind möglicherweise die schlimmsten Formen des Defaitismus.

Als Grundhaltung des Defaitismus wird eine Akzeptanz des Unakzeptablen zur Verhaltensregel.
Zur Zeit ist das Inakzeptable im Westen der diplomatische Umgang mit einem deklassierten russischen Diktator und das Inakzeptable im Osten die Kommandantur einer Geisterarmee durch die untote Kreml-Autokratie.



Die defaitistische Weltsicht als politisches Programm beinhaltet, bloß überhaupt nichts Konstruktives zu versuchen, sondern sich tunlichst der Übermacht des Destruktiven zu überantworten. Es darf für die politische Richtung des Defaitismus nichts so abscheulich sein, dass es politisch nicht noch unterboten (das bedeutet: rechts überholt) werden könnte.

Konzepte wie Innovation, Anpassungsfähigkeit, Rationalität, von den US-Demokraten mit dem Wahlkampf-Slogan "Yes, we can!" umschrieben, um die Hoffnung auf politische Lösungen zu vermitteln, werden von der politischen Seite der Defaitisten ihrer Grundlage beraubt. Sie bekennen in Wort und Tat: Schaut, was wir können! Durch das, was wir anrichten, werden die Probleme so groß, dass ihr sie niemals bewältigen werdet!

Dieser terroristische Defaitismus wird als rechtens verkündet. Um auch Dritte vom Einschreiten abzuhalten, werden die Erscheinungen des Defaitismus nicht nur als unveräußerliche Rechtstradition dargestellt, sondern nicht selten sogar als Religion!
Dadurch beweisen die politischen Schöpfungen der Rechten nur eines - dass sie zu ALLEM fähig sind!


Defaitisten in Führungspositionen können das bewährte Wertesystem komplett umkrempeln. Das liegt weniger an ihrer tatsächlichen Überzeugungskraft als an den von ihnen verkörperten destruktiven oder entropischen Strukturen und Mentalitäten.

In einer daraus resultierenden Krisensituation wie sie zur Zeit global besteht, kann politischer Defaitismus zur logischen Schlussfolgerung werden.

Offensichtlich sind Alltagsstrukturen (wie Arbeitsplätze, Handels- und Informationskanäle) für solche politischen Entwicklungen besonders anfällig.



Der größte Defaitist ist angeblich das Volk, weil es sich über alle guten Beweggründe hinwegsetzt und sich immer für den billigsten Dreck entscheidet.
Wunderbarerweise vermitteln da auch unsere visuellen Medien nur noch das äußerste an Dreck, um dem Defätismus die endgültige Übernahme zu garantieren ...

Hier verbreiten Doku-Soaps aus dem in ihnen wiedererweckten 'Reich der niederen Dämonen' eine wirklich furchterregende Unkultur.
Ihr Aufgebot an Schmierenkomödianten, ihre filmischen Stilmittel, vor allem aber ihre psychopathischen Ansagen, die mehr gebellt als gesprochen werden, machen sie zu einem weit schlimmeren Propagandainstrument als es jede Nazi-Wochenschau war.
Das gilt vor allem, wenn sie unverhohlen Geschichts- und Gesellschaftsideologien aus dem untersten Kreis der Hölle zu verbreiten versuchen.

Um auch gewisse ökonomische Theorien zu bedienen, ist aus ihrer Sicht Zivilisation der oft tödliche Konkurrenz- und Überlebenskampf nationalistischer und militaristischer Staaten untereinander.

Eine Historien-Soap über die Expansion des mexikanischen Stadtstaates Teotihuacan beruft sich auf Thesen eines gewissen Peter Turchin:
- Gruppen werden durch einen "Kreislauf der Gewalt" zusammengehalten;
- nur durch militärische Stärḱe setzen sich Zivilisationen durch;
- Geschichte (bzw. Geschichtsideologien wie diese) werden von den Siegern geschrieben. (Die Nazis, die genau diese Geschichtsideologie durchsetzen wollten, waren aber nicht so deutlich die Sieger!)

O-Ton "TerraX":

Der Preis der Zivilisation ist Krieg.

Krieg ist Fortschritt.




--> Fortsetzung des Textes --->





©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 9.9.2022