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Aus der Welt des Totalitarismus







Endlich Krieg!



Faschismus will Krieg

Der Begriff 'Faschismus' wurde "erst um 1919 von Mussolini und seinen Anhängern bekannt gemacht". Seine Ideologie ist schon bald infolge der Vorherrschaft Deutschlands vom Nationalsozialismus überdeckt worden.
Die faschistischen Parteien feierten in den frühen 30-er Jahren überall in Europa, auch in England, große Wahlerfolge, die ihnen aber schon ab 1936 durch nationalsozialistische Parteien abspenstig gemacht wurden.
[Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Nationalsozialismus"]


Am Ende der 30er Jahre erzielte der Nationalsozialismus auch "in der ehemaligen 'roten Zone' Budapests" große Erfolge.

Es gebe "Grund zu der Annahme, daß Stalin auch in dieser Beziehung seine Gefolgsleute überragte und bewußt Abstriche von der Bedeutung der europäischen Linken machte" [Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Das Versagen der Linken"]. Wahrscheinlich habe er gegenüber Marx eine antisemitische Verachtung entwickelt, gegenüber dem nationalen Sozialismus Hitler-Deutschlands aber Bewunderung.

Nur formell sei in der Sowjetunion die amtliche marxistische Ideologie und Sprachregelung aufrecht erhalten worden als das Staatsdogma einer dem Führer Stalin "treu ergebenen byzantinischen Bürokratie" [Lukacs 1980, II-3 - Abschn. "Das Versagen der Linken"].

Und trotzdem scheint unsere Gesellschaft darauf zu bestehen zu wollen, den faschistischen Parteien unbedingt noch eine und noch eine und noch eine Chance geben zu müssen. Denn selbst mit dem oben wiedergegebenen Narrativ wird argumentative Hilfe zu der Behauptung geliefert, einzig eine faschistisch-totalitäre Regierungsform sei gewissermaßen der Stand der Technik.



Als ob Faschisten ganz normale Menschen seien, aber - Gott bewahre - doch keine Militaristen und Kriminelle! Als ob sie nach dem Verlust der einfachen Beziehungsmuster des Feudalismus von Herrschaft und Unterwerfung diese nun lediglich in der militärischen Doktrin eines starken Staates fortsetzen wollten ...

Die eigentliche Doktrin des Faschismus ist doch die Anmaßung, andere Populationen schädigen zu dürfen, um die eigene Person zu erhalten!
Nicht immer wird unter ihm die Motivation deutlich gemacht, dass der angebliche äußere Feind es dem faschistischen Regime ermöglicht, auch gegen die Interessen der eigenen Population vorzugehen.

Auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine richtet sich eigentlich nicht gegen das Ausland, sondern gegen das auf gutnachbarschaftlichen Beziehungen beruhende, europäische Inland.


Faschisten wollen kein Gemeinwesen und keinen Staat, sondern ein Regime. Deshalb führen sie einen heimtückischen Krieg gegen alles Demokratische:
"Wir Nationalsozialisten haben aber niemals behauptet, daß wir Vetreter eines demokratischen Standpunktes seien, sondern wir haben offen erklärt, daß wir uns demokratischer Mittel nur bedienten, um die Macht zu gewinnen, und daß wir nach der Machteroberung unseren Gegnern rücksichtslos alle die Mittel versagen würden, die man uns in Zeiten der Opposition zugebilligt hatte."
Joseph Goebbels: Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus. Berlin, 1934. [in: Hofer 1957]

Das Jahr 1934 brachte neben dieser Veröffentlichung auch den Beweis dafür, dass der gnadenlose Kampf darum, wer zum Regime gehört und wer nicht, auch vor der "Vernichtung" enger Bündnispartner und Parteigänger nicht halt macht.


Faschismus bedeutet Krieg und der selbst herbeigeführte Schaden des Krieges begründet den Faschismus. Das wirklich gefährliche ist aber, wenn irgendwo auf der Welt ein Faschist einen Krieg anzettelt, so kann man damit rechnen, dass das auch Faschisten in anderer Ländern starken Zulauf beschert.


Mit dieser von mächtigen Interessengruppen bestärkten Rückkopplung hat sich infolge des von Russland herbeigeführten Schadens des Krieges auch der Westen auseinanderzusetzen.
Die wichtigsten Menschheitsprobleme wie die Gefahren radioaktiver Verseuchung, des Klimawandels zu unerträglichen Bedingungen und der weiteren Aufrechterhaltung der ökonomischen Macht destruktiver Industrien werden nun den kleinkarierten geostrategischen oder nationalistischen Fiktionen Russlands nachgeordnet.
Denn auch die zerstörte Umwelt begründet neuen defaitistischen Faschismus.


Die Kunst der ihre kümmerlichen Imperien schützen wollenden Rechten besteht darin, essentielle Konditionen der Umwelt und des Menschen (Grundrechte) als Rückschritte anzuprangern, die mit Gewalt und Krieg verhindert werden müssen. Konkret wird auch das 'nation building' der Ukraine oder von Ländern im Umfeld des ehemaligen großosmanischen Reiches von einer solchen Rechtsauffassung als Rückschritt verurteilt.


Wenn schon bisher noch die überflüssigsten Aktivitäten durch die Möglichkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen sanktioniert wurden, so könnte man sich nun weltweit wieder darauf verständigen, dass Krieg doch schon immer die meisten Arbeitsplätze geschaffen habe. Dann lässt sich der permanente globale Krieg gegen Umwelt und Mensch auch offiziell durchsetzen.

In den Kreisen mit Einfluss zählen ja ohnehin nur zwei Dinge, die Staatsräson und der Profit. - Es soll zwar noch Fanatiker geben, für die ausschließlich Rasse, Familienklan oder Religion zählen, aber diese mussten sich jenen institutionalisierten Kräften der Zerstörung wenigstens teilweise unterordnen.



Medien-Faschismus

".. the engineered pollution of taste by the mass media .."
Murray Bookchin


Umberto Eco hat sich damit auseinandergesetzt, dass die TV-Medien in Italien ein faschistisches System errichtet haben. Dabei waren viele seiner Artikel von der Art, wie man sie in Kirchenblättchen erwarten würde, aber nicht in der Tageszeitung.

Die üble Gleichsetzung von Rechts und Links in der politischen Argumentation ist sonst eine Infektion des immungeschwächten Reaktionärs:
Umberto Eco identifiziert in der Zeitung La Repubblica am 3.4.2001 Berlusconis Bündnis als 68-er Bewegung - die sich in Wahrheit ja auch nur nach geordneten Verhältnissen gesehnt hat ...

Umberto Eco schafft es in diesem Kommentar tatsächlich, statt Berlusconi die 68-er zu verurteilen. Er konnte es ihnen offenbar nicht verzeihen, dass sie universelle Werte zu ihren Werten gemacht hatten.

Ich kann bei den 68-ern keinerlei Ähnlichkeit zu dem "riesigen massenmedialen Apparat" sehen, den Berlusconi "dazu benutzt, sich über die Verfolgung seiner Person durch die Medien zu beklagen".

Eco unterstellt, dass die in die Jahre gekommenen Propaganda-Spezialisten und Werbefachleute der 68-er nun für Berlusconi arbeiten. Ihre Werbestrategie seien "altkommunistische Techniken", nämlich
1. die Dämonisierung eines verborgenen Feindes, dem keinerlei Zugeständnisse gemacht werden dürfen,
2. die Verweigerung jeglichen Dialoges, um zu suggerieren, dass die feindliche Übernahme der Macht sowieso unmittelbar bevorstehe.

[Eco in: La Republica, am 3.4.2001]


Nichtsdetotrotz musste Umberto Eco von seinem Italien am Anfang des neuen Jahrtausends sinngemäß sagen: "Wir haben wieder die Faschisten in der Regierung." Was von diesen ja als unabweisbarer Fortschritt bejubelt wurde.

Eco definierte das Ganze als die "Instauration einer Regierungsform auf der Grundlage des populistischen Medienappells, durchgeführt von einem privaten Unternehmen in dessen eigenem privaten Interesse" [Eco 2007].


Silvio Berlusconi werde mit dem Sieg seines politischen Bündnisses "Pol der Freiheiten" sämtliche italienischen Medien unter seine Kontrolle bringen, was strukturell nichts anderes als eine Diktatur hervorbringen könne. Den größten Teil seiner Wählerschaft verdanke Berlusconi der schon seit Jahrzehnten stattfindenden "schleichenden Indoktrinierung" durch das Fernsehen. [Eco in: La Repubblica, Mai 2001]

Derartige Kritik hat den einen Mangel, dass es für vernünftige Menschen eigentlich unmöglich ist, durch das, was dort im Fernsehen geboten wird, überhaupt auf irgendeine Weise erreicht zu werden. Der Skandal ist eben, dass es trotzdem immer weiter produziert wird.
Es geht ja auch das Gerücht um, dass die öffentlich-rechtlichen Medien von derart mieser Qualität seien, dass ihr Ersatz durch kommerzielle Medien einfach nur folgerichtig wäre.

In Italien war es normal, dass die Regierungsparteien das staatliche Fernsehen kontrollierten; nun war der Sonderfall eingetreten, dass der Regierungschef auch die privaten Sender besaß [Eco in: La Repubblica, April 2002].


Berlusconi spekulierte öffentlich darauf, dass sein Volk nur fernsehen könne (und zwar nur seine Sender), aber keine Zeitungen lesen ...

So erreicht die Kritik am System, also die kritische Analyse, die von den Medien des Systems bedienten Bürger nicht. Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als, dass einseitig kontrollierte Medien ein Regime darstellen bzw. installieren.
Das Regime kann seine Opposition zu einer arroganten Minderheit erklären und sie damit "unsympathisch machen".
[Eco 2007]

Natürlich ist es arrogant, auf Fehler aufmerksam zu machen; noch größere Schwierigkeiten entstehen aber, wenn sich das gesamte gesellschaftliche System als kompletter Humbug herausstellt.

Selbst in Ländern, wo die Medien-Konzentration nicht so vollständig ist wie in Italien, können sich die Medien zu einem Apparat entwickeln, der die demokratischen Prozesse ersetzt.


Berlusconi wurde von seinem Medien-Apparat gewählt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann das der italienischen Rechten in wenigen Wochen mit seiner Hilfe zum x-ten mal erneut gelingen.
Berlusconi versammelte am 19. Juli 2022 in glühender Sommerhitze noch einmal die post- bis neofaschistischen Parteiführer Italiens in seiner römischen Villa Grande, um Mario Draghi und die regierende Koalition trotz der krisenhaften Weltlage bei einer Vertrauensabstimmung am nächsten Tag zu stürzen. [Roberts 2022]

Zur 'Forza Italia' und 'Lega Nord' hat sich nun auch die '5 Sterne -Bewegung' gesellt. Dabei büßten sowohl Lega als auch die 5 Sterne in der letzten Zeit erheblich an Stimmen ein.

Die Oppositionsführerin und Vorsitzende der sich erst seit wenigen Monaten im Aufwind befindlichen Partei 'Fratelli d'Italia (FdI)' Giorgia Meloni soll bei den Neuwahlen im September mit Hilfe der greisen Viper Berlusconi (als Medien-Pusher) Draghis Nachfolgerin werden.

Die Fratelli sind nicht nur Nachfolge-Partei der italienischen Neofaschisten (wie zuvor schon Berlusconis 'Forza Italia') und Rechte-Inhaber ihres 'fiamma tricolore'-Icons, ihre Anhänger wollen auch in die Nachfolge faschistischer Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges treten [Wikipedia-Artikel "Fratelli d’Italia (Partei)", Stand: 29. August 2022].

Bitte, bedenken Sie: der Faschismus behauptet, in den von ihm selber herbeigeführten Krisen besonderes Vertrauen zu verdienen!




--> Fortsetzung des Textes --->





©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 10.9.2022